Freitag, 5. November 2010

„Wiedaschaun, Europa!“

„The bitterest pill is mine to take, if I took it for a hundred years, I couldn't feel any more ill“, sang The Jam bereits 1982. Okay, es sind vielleicht noch keine hundert Jahre, die vermeidliche Schwächeperiode unserer Rapid dauert aber mit ein paar Ausreißern nun doch schon ungewohnt lange Zeit an und drückte uns seit Juli schon so manche bittere Pille rein. Vom Aufbaugegner Rapid ist bereits die Rede, vom Sparing-Partner. Die Zyniker unter uns meinen, dass wir immerhin seit fünf Spielen ungeschlagen sind, und die Abwehr seit den vier Trümmern in Innsbruck ja auch einen Aufwärtstrend verbucht, immerhin hat man seit dem nie wieder so viele Tore in einem Spiel kassiert. Das nächste „Endspiel“ stand auf dem Programm. Der Gegner hieß ein zweites Mal ZSKA Sofia, Spielort war diesmal das Praterstadion. Mit einer eindrucksvollen Chaos-Choreo, mit Fahnen und Doppelhaltern in allen drei Rängen, leitete der C/D-Sektor das Spiel ein. Und der Schwung, die Euphorie, sie sollte sich auf den Platz übertragen. Zumindest eine Zeit lang. Kavlak donnert den Ball nach nur zwei Minuten ans Gebälk. Und Minuten später scheitert Pehlivan mit einem aussichtsreichen Schuss am Keeper. Der Lattenkracher von ZSKA holte uns aber wieder aus dem Glücksbärenland zurück. Gruppo Kreidl, am äußersten Rand des Sektors, bemerkte zudem auch den bulgarischen Anhang, der sich ein ums andere Mal akustisch bemerkbar machte, und im zweiten Durchgang auch mit reichliche Pyrotechnik. Dazu hatten sie auch allen Grund, denn Salihis Elfertor war nur der Ausgleich zur bulgarischen Führung. Schließlich schlief Sonnleitner und erzielte praktisch per Eigentor den Siegtreffer für ZSKA. Die Mannschaft zeigte noch mal ein Lebenszeichen, doch weder der verspielte Gartler, noch der ständig im Seitenaus herumirrende Trimmel, noch der Freistoß-Depp Dober konnten als Joker der Partie die entscheidende Wendung geben. Nach Schlusspfiff verabschiedete sich die Mannschaft nicht von der Kurve und die schon in den letzten Runden zu hörenden „Pacult Raus!“-Rufe wurden wieder etwas lauter. Ob nun dem Trainer, den Sportdirektor oder gar den Spielern die Rute ins Fenster gestellt werden sollte, bleibt zu diskutieren. Ein Zeichen muss jedenfalls gesetzt werden. Jetzt. Sofort!

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