Freitag, 17. September 2010
Tripper ist nicht besser als Orangensaft
Letzten Endes lagen wir dann doch bis kurz nach Mitternacht am Boden des Wohnzimmers, konnten aber dann stolz unseren Fetzen mit nach Hause nehmen. Nach einer sehr kurzen Nacht trafen wir uns schon um halbsechs Uhr morgens um zu viert die Reise nach Porto anzutreten. Auf das übliche Guten-Morgen-Bier wurde dermal verzichtet um chillig bei McDonald’s zu frühstücken. Was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, denn auf Grund des Fluglotsenstreiks in Frankreich, wie sich später herausstellen sollte, mussten wir eine geschlagene Stunde in der Boarding-Halle warten. So hob unsere Maschine erst um halbzehn ab, als letzter grün-weißer Flieger Richtung Portugal, mit fünfundneunzig Prozent Patienten an Board. Wenigstens die g’schmackigen Croissants und die Crew der italienischen Neos Airline versüßten uns ein wenig den Flug, Cristina, mit dem verrutschten BH und der warme Steward, der sich bissl spürte. Kurz vor Mittag setzen wir in Porto auf, wo uns herrliches Altweibersommerwetter empfing, Sonnenschein und etwas über zwanzig Grad. Bereits auf der Fahrt ins Stadtzentrum stellte sich heraus, dass die Stadt südländisches Flair versprühte. Die urigen Häuser und die kupferroten Ziegeldächer dominierten das Stadtbild. Die engen, schattigen Gassen zwischen den Häusern taten ihr übriges und die zahlreichen Brücken über den Douro verpassten der Stadt einen dennoch modernen Touch. Der Hunger trieb uns zuerst in ein eher chices Hotel, wo wir uns aber irgendwie nicht ganz wohlfühlten und lediglich zur Pinkelpause nutzten. Zum Glück für uns, denn nur ein paar Häuser weiter, entdeckten wir eine urige Taverne mit nationalen Leckereien und Milka-Schokolade. Die einfacheren Varianten mit Fleisch, Eierspeise, Pommes und Salat setzte sich indes gegen die in Porto beliebte Speise „Tripas“ - ein Misch aus Reis, weißen Bohnen und irgendeinem unidentifizierbarem Fleisch -, was man wie eine Geschlechtskrankheit ausspricht, und laut O-Ton auch so schmecken soll, klar durch. Natürlich wurden auch die ersten Bierchen des Tages gekippt, das Superbock aber keine Offenbarung. Durch die alten Gasseln gingen wir planlos durch die Altstadt und versuchten so viel südländisches Ambiente wie nur möglich aufzusaugen, mit dem Ziel irgendwann am Ufer des Douro zulanden. Das geplante Ziel, dem Estadio do Bessa, der Heimstätte von Boavista Porto, einen kurzen Besuch abzustatten, wurde kurzfristig doch über Board geworfen, da man die Tribünen eh schon aus der Luft begutachten durfte. Über eine Anhöhe erhaschten wir einen grandiosen Ausblick über die gesamte Stadt, im Osten die Kathedrale und die riesige Ponte Luis I., im Westen tausende von alten Wohnhäusern und direkt vor uns erstreckte sich der Douro in all seiner Pracht, eine wirklich herrliche Stadt. Lediglich die zahlreichen Drogendealer, womöglich Prostituierten und Zigeuner verpassten der Stadt ein heruntergekommenes Bild. Die hüglige Stadttour, in der es immer über zahlreiche, durchaus steile Anstiege einmal rauf, dann wieder runter ging, beendeten wir planmäßig am Flussufer. Nach weiteren Biers und weiteren Gruppenfotos samt Fetzen, überquerten wir dann auch die imposante Ponte Luis I., die von Gustav Eiffel konstruiert wurde. Die Stahlverstrebungen erinnerten dabei sehr an den Eiffelturm in Paris. Das eindrucksvolle war aber, dass die Brücke zwei Ebenen hat. Unten findet der Auto- und Fußverkehr statt, in einer Höhe den Donaubrücken entsprechend. Die obere Ebene, wo der Straßenbahnverkehr stattfindet, liegt allerdings auf einer Höhe von knapp über vierzig Metern! Am anderen Ufer des Douro tummelten sich auch bereits einige Porto-Supporters, während die Altstadtseite klar in grün-weißer Hand war. So verbrachten wir die letzten Stunden chillend am Ufer des Douro, wieder mit einigen Flaschen Superbock und lernten mit Martje und Alina zwei fesche Gretln aus Holland und Belgien kennen, die uns so einiges aus der Benelux-Kultur näher brachten und wir wiederum einiges Österreichisches. Ein bisschen „noeken in de koeken“ hat noch niemandem geschadet. Anschließend ging’s planlos über die Ponte Luis retour in die Altsadt, über tausendvierhundertdreiundachtzig Stufen die Hügerln hinauf. An Stelle der Busse bevorzugten wir aber ein Taxi zu nehmen, welches uns für etwas mehr als sieben Euro durch die halbe Stadt, direkt vor’s Stadion kutschierte. So betraten wir als eine der ersten den Block und positionierten uns günstig links außen, wo unser ganzer Stolz, unser Fetzen, schön sichtbar war und auch wir gute Sicht auf das Feld hatten. Das Spiel selbst entsprach dann den Vorstellungen, dass der Champions-League-Sieger von 2004 um eine Klasse besser war, unsere Mannen aber dennoch tapfer dagegenhielten, zur Pause nur ein 1:0 auf der Anzeigetafel prangte und Nuhiu und Kulovits sogar die Riesenmöglichkeiten zum Ausgleich ausließen. Die ersten zwanzig Minuten im zweiten Durchgang gehörten dann uns, ein Tor wollte aber nicht fallen. Schließlich legte der FC Porto noch zwei nach und der fette Kerl in unserer Reihe applaudierte weiter im Sitzen. Wir sangen aber weiter und waren stolz, dass wir es überhaupt wieder in die Gruppenphase geschafft hatten. Der fette Kerl hatte indes nur noch Provokationen für uns über, selbstverständlich saß er immer noch auf seinem fetten Arsch. Erst als wir uns zu ihm rüberdrehten und ihm mit ausgestrecktem Finger auslachten, war der Blade peinlich berührt und kusch. Währenddessen gingen die Heim„fans“ bereits nach Hause, die Akustik weiter in unserer Hand. Nach Spielende war auch die Porto-Kurve in minutenschnelle leer und nur noch wir saßen etwas enttäuscht, aber dennoch froh über einen schönen Tag in Porto, im Estadio do Dragao. Die Ordner wurden schließlich etwas unruhig und wollten uns aus dem Stadion haben, zur Beruhigung warfen wir ihnen ein paar Cents vor die Füße, was wiederum nur dumme Gesichter und portugiesische Flüche zur Folge hatte. Dank der streikenden Franzosen, hatte dann auch unser Rückflug eine Stunde Verspätung und so durften wir drei Stunden am Aeroporto warten. Um halbdrei hob die italienische Maschine dann ab. Ob Cristinas BH gerichtet war, bekamen wir nicht mehr mit, da wir einfach nur noch pennten. Und um viertelsieben dann endlich wieder in Wien waren.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen