Sonntag, 26. September 2010

Höhen und Tiefen

Nur wenige Tage nach dem Trip nach Porto ging es im nationalen Cup hart zur Sache. Weniger auf dem Platz als abseits - sollte man meinen. Wir waren nämlich zu Gast am „wunderschönen“ Verteilerkreis um gegen den Nachwuchs der Verseuchten zu bestehen. Weniger Zuschauerinteresse und dementsprechend weniger Exekutive gaben der Partie den gewissen Reiz. So spazierten wir zu siebt die Favoritner Straße hinauf, aber ohne wirkliche Probleme. Erst am Verteilerkreis spürten sich eine Gruppe von zehn bis zwanzig Burschen um uns gefährlich zu drohen. Der Blade von ihnen stolzierte in der ersten Reihe, riss sich sein Leiberl runter und schrie wie eine angesoffene Sau durch die Gegend (im übrigen sah er auch so aus, die schwabbelnden Fettschwaten werden wir glaub ich nie vergessen). Im Endeffekt hatte der Dicke aber nur eine große Klappe, bellende Hunde beißen nicht. Erst als sich die Situation beruhigte, riefen die schmächtigen Begleiter des Bladen im Schutze der Sicherheit uns ganz pöse Ausdrücke an den Kopf. Im Stadion kam dann unsere große Stunde. Unser Fetzen, der erstmals drei Tage zuvor in Porto präsentiert wurde, hatte nun Österreich-Premiere. Man kann sich zwar ein schöneres Stadion vorstellen, aber keine schönere Stadt als unser Wien. Zwar hängte er nur ganz außen, hatte jedoch mehrere Auftritte im TV. Nachdem Gartler Kavlak das Tor weggeschnappt hatte, schien es doch eine lässige Partie zu werden. Die Leistung aber wie schon in den Spielen zuvor grotesk, sodass es nicht einmal gegen den heutigen Gegner reichte. Der Ausgleich war schnell kassiert und bis zum Abpfiff der Verlängerung änderte sich da leider auch nichts dran. Im Elfmeterschießen setzte sich die Erfahrung dann aber durch, lediglich Kayhan verließen die Nerven. Payer hielt den letzten Penalty und bescherte uns im Achtelfinale ein Heimspiel gegen Zweitligist Hartberg.

Die englischen Wochen gehen weiter. Das Auswärtsspiel in Ried stellt für Gruppo Kreidl jedoch eine der schwärzesten Stunden dar. Finanz, Beruf oder Ausbildung machten uns einen Strich durch die Rechnung und so war kein einziger(!) von uns im Innviertel. Ein Novum, das in den vergangenen Spielzeiten nicht vorstellbar war. So verfolgte man von der Couch aus die Partie, die 1:3 verloren ging. Der Abwehrverbund bei allen drei Gegentreffern nicht gerade fehlerfrei, besonders Katzer und Hedl. Vennegoor of Hesselink indes mit seinem ersten Kopfballtor in grün-weiß. Und dem ersten Ermittlungsverfahren. Nachdem in einem Zweikampf mit Lexa dessen Kreuzband gerissen war, nimmt die Rieder Staatsanwaltschaft nun Ermittlungen gegen den Niederländer auf.

Darüber nicht so ganz freuen, dürfte sich Dieter Elsneg, der in der gestrigen Partie dem Kulovits ebenfalls ein Band riss und womöglich nun auch mit einem Verfahren rechnen wird müssen. Genauso wie überhaupt alle Spieler, die je irgendwann irgendwen auf dem Platz verletzten werden. Ein Glück für Ali Hörtnagel, dass er nicht mehr aktiv ist. Die Steirer gingen wider Erwarten rasch in Führung, nachdem Salihi in Minute Fünf ein Strafstoß verwehrt wurde. Der Albaner sorgte aber nur wenig später für das erwartete Goal. Nach der Pause gingen die Gäste abermals in Führung, Salihi abermals mit dem Ausgleich. Danach drängte Rapid auf das Siegtor, mit Nuhiu und Trimmel kamen ein dritter und vierter Stürmer. 4-2-4-halli-galli-System. Die Kapfenberger setzten aber immer wieder Nadelstiche, sodass auch ein dritter Gegentreffer durchaus möglich gewesen wäre. In der Nachspielzeit aber doch noch die Erlösung, Salihi scheitert noch am Keeper, Jan Vennegoor of Hesselink bugsiert den Abpraller aber über die Line und rutscht in der Folge über den nassen Rasen. Gruppo Kreidl packt’s gar nicht mehr und lässt den angestauten Emotionen freien Lauf. Alle sind am Zaun oben, alle schreien! Ein kleiner Schritt nach vorne, und jetzt kommt Besiktas!

Freitag, 17. September 2010

Tripper ist nicht besser als Orangensaft

Letzten Endes lagen wir dann doch bis kurz nach Mitternacht am Boden des Wohnzimmers, konnten aber dann stolz unseren Fetzen mit nach Hause nehmen. Nach einer sehr kurzen Nacht trafen wir uns schon um halbsechs Uhr morgens um zu viert die Reise nach Porto anzutreten. Auf das übliche Guten-Morgen-Bier wurde dermal verzichtet um chillig bei McDonald’s zu frühstücken. Was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, denn auf Grund des Fluglotsenstreiks in Frankreich, wie sich später herausstellen sollte, mussten wir eine geschlagene Stunde in der Boarding-Halle warten. So hob unsere Maschine erst um halbzehn ab, als letzter grün-weißer Flieger Richtung Portugal, mit fünfundneunzig Prozent Patienten an Board. Wenigstens die g’schmackigen Croissants und die Crew der italienischen Neos Airline versüßten uns ein wenig den Flug, Cristina, mit dem verrutschten BH und der warme Steward, der sich bissl spürte. Kurz vor Mittag setzen wir in Porto auf, wo uns herrliches Altweibersommerwetter empfing, Sonnenschein und etwas über zwanzig Grad. Bereits auf der Fahrt ins Stadtzentrum stellte sich heraus, dass die Stadt südländisches Flair versprühte. Die urigen Häuser und die kupferroten Ziegeldächer dominierten das Stadtbild. Die engen, schattigen Gassen zwischen den Häusern taten ihr übriges und die zahlreichen Brücken über den Douro verpassten der Stadt einen dennoch modernen Touch. Der Hunger trieb uns zuerst in ein eher chices Hotel, wo wir uns aber irgendwie nicht ganz wohlfühlten und lediglich zur Pinkelpause nutzten. Zum Glück für uns, denn nur ein paar Häuser weiter, entdeckten wir eine urige Taverne mit nationalen Leckereien und Milka-Schokolade. Die einfacheren Varianten mit Fleisch, Eierspeise, Pommes und Salat setzte sich indes gegen die in Porto beliebte Speise „Tripas“ - ein Misch aus Reis, weißen Bohnen und irgendeinem unidentifizierbarem Fleisch -, was man wie eine Geschlechtskrankheit ausspricht, und laut O-Ton auch so schmecken soll, klar durch. Natürlich wurden auch die ersten Bierchen des Tages gekippt, das Superbock aber keine Offenbarung. Durch die alten Gasseln gingen wir planlos durch die Altstadt und versuchten so viel südländisches Ambiente wie nur möglich aufzusaugen, mit dem Ziel irgendwann am Ufer des Douro zulanden. Das geplante Ziel, dem Estadio do Bessa, der Heimstätte von Boavista Porto, einen kurzen Besuch abzustatten, wurde kurzfristig doch über Board geworfen, da man die Tribünen eh schon aus der Luft begutachten durfte. Über eine Anhöhe erhaschten wir einen grandiosen Ausblick über die gesamte Stadt, im Osten die Kathedrale und die riesige Ponte Luis I., im Westen tausende von alten Wohnhäusern und direkt vor uns erstreckte sich der Douro in all seiner Pracht, eine wirklich herrliche Stadt. Lediglich die zahlreichen Drogendealer, womöglich Prostituierten und Zigeuner verpassten der Stadt ein heruntergekommenes Bild. Die hüglige Stadttour, in der es immer über zahlreiche, durchaus steile Anstiege einmal rauf, dann wieder runter ging, beendeten wir planmäßig am Flussufer. Nach weiteren Biers und weiteren Gruppenfotos samt Fetzen, überquerten wir dann auch die imposante Ponte Luis I., die von Gustav Eiffel konstruiert wurde. Die Stahlverstrebungen erinnerten dabei sehr an den Eiffelturm in Paris. Das eindrucksvolle war aber, dass die Brücke zwei Ebenen hat. Unten findet der Auto- und Fußverkehr statt, in einer Höhe den Donaubrücken entsprechend. Die obere Ebene, wo der Straßenbahnverkehr stattfindet, liegt allerdings auf einer Höhe von knapp über vierzig Metern! Am anderen Ufer des Douro tummelten sich auch bereits einige Porto-Supporters, während die Altstadtseite klar in grün-weißer Hand war. So verbrachten wir die letzten Stunden chillend am Ufer des Douro, wieder mit einigen Flaschen Superbock und lernten mit Martje und Alina zwei fesche Gretln aus Holland und Belgien kennen, die uns so einiges aus der Benelux-Kultur näher brachten und wir wiederum einiges Österreichisches. Ein bisschen „noeken in de koeken“ hat noch niemandem geschadet. Anschließend ging’s planlos über die Ponte Luis retour in die Altsadt, über tausendvierhundertdreiundachtzig Stufen die Hügerln hinauf. An Stelle der Busse bevorzugten wir aber ein Taxi zu nehmen, welches uns für etwas mehr als sieben Euro durch die halbe Stadt, direkt vor’s Stadion kutschierte. So betraten wir als eine der ersten den Block und positionierten uns günstig links außen, wo unser ganzer Stolz, unser Fetzen, schön sichtbar war und auch wir gute Sicht auf das Feld hatten. Das Spiel selbst entsprach dann den Vorstellungen, dass der Champions-League-Sieger von 2004 um eine Klasse besser war, unsere Mannen aber dennoch tapfer dagegenhielten, zur Pause nur ein 1:0 auf der Anzeigetafel prangte und Nuhiu und Kulovits sogar die Riesenmöglichkeiten zum Ausgleich ausließen. Die ersten zwanzig Minuten im zweiten Durchgang gehörten dann uns, ein Tor wollte aber nicht fallen. Schließlich legte der FC Porto noch zwei nach und der fette Kerl in unserer Reihe applaudierte weiter im Sitzen. Wir sangen aber weiter und waren stolz, dass wir es überhaupt wieder in die Gruppenphase geschafft hatten. Der fette Kerl hatte indes nur noch Provokationen für uns über, selbstverständlich saß er immer noch auf seinem fetten Arsch. Erst als wir uns zu ihm rüberdrehten und ihm mit ausgestrecktem Finger auslachten, war der Blade peinlich berührt und kusch. Währenddessen gingen die Heim„fans“ bereits nach Hause, die Akustik weiter in unserer Hand. Nach Spielende war auch die Porto-Kurve in minutenschnelle leer und nur noch wir saßen etwas enttäuscht, aber dennoch froh über einen schönen Tag in Porto, im Estadio do Dragao. Die Ordner wurden schließlich etwas unruhig und wollten uns aus dem Stadion haben, zur Beruhigung warfen wir ihnen ein paar Cents vor die Füße, was wiederum nur dumme Gesichter und portugiesische Flüche zur Folge hatte. Dank der streikenden Franzosen, hatte dann auch unser Rückflug eine Stunde Verspätung und so durften wir drei Stunden am Aeroporto warten. Um halbdrei hob die italienische Maschine dann ab. Ob Cristinas BH gerichtet war, bekamen wir nicht mehr mit, da wir einfach nur noch pennten. Und um viertelsieben dann endlich wieder in Wien waren.

Dienstag, 14. September 2010

Eine bittere Pille

Die Länderspielpause war endlich vorbei, zwei Wochen ohne unserer Rapid. Und dann gleich Derby! Auf Grund der Tatsache, dass die Hälfte von Gruppo Kreidl wegen Speiberei die Fahrt nach Linz absagen musste und nur zwei Mann der unglücklichen Niederlage auf der Gugl beiwohnten, war die spielfreie Zeit für einige von uns noch länger. Umso mehr brannten wir auf die Begegnung gegen die Unaussprechlichen. Wobei diese Derbies im Hanappi einen weit geringeren Reiz haben als jene am Verteilerkreis. So war es wie bei jedem Heimderby, dass man von den paar Hanseln die sich nach Penzing trauten nur eine Handvoll zu Gesicht bekam. Floridsdorf, Brigittenau und der gesamte Gürtel blieben von der Brut großteils verschont. Wegen logistischer Probleme war unser Lila-Beute-Doppelhalter nicht mit von der Partie, dennoch lag die sportliche Erwartungslatte für unsere grünen Götter hoch. Nachdem man in Linz rasch wieder am Boden der Realität angekommen war, erwartete man sich eine Trotzreaktion; außerdem war man in Heimderbies schon längere Zeit ohne Niederlage. Wobei heute nur drei Punkte zählten – egal wie! Der Niederländer Vennegoor of Hesselink wurde prompt mit einer eindrucksvollen Choreo begrüßt! Der Vorhang vor der West mit dem Schriftzug „Wien“ signalisierte, dass es in dieser Stadt nur einen wahren Verein gibt! Dahinter wurden mit mehreren Überrollfahnen unser Wappen und das Gründungsjahr präsentiert. Ergänzt wurden die Zwischenräume mit grün-weiß-rot-blauen Plastikfähnchen. Das Spiel konnte beginnen. Und sah eine tonangebende Rapid! Und eine konternde Tuntenmannschaft in zehn schwulblauen und einem rosa Trikot. Rapid mit Chancen en masse und Ballbesitz von sechzig bis siebzig Prozent; jedoch die Kugel, sie wollte und wollte einfach nicht hinter die Linie. Nuhiu mit zahlreichen vergebenen Chancen an diesem sonnigen Nachmittag, VoH in seinem ersten Spiel noch blass. Später kam für den Niederländer Salihi, der sich als Goalgetter keinerlei besser präsentierte. Drei, vier Chancen hatte der Albaner, Hundertprozentige, allein am Fünfer, oder noch näher! Doch ein jedes Mal schaffte er es das Leder am Tor vorbei zu schießen. Zwischendurch durfte auch Nuhiu wieder einen versemmeln. Die Stimmung in der Kurve nahm auf Grund des Führungstreffers der Verteilerkreisler und der immer weniger verbleibenden Spielzeit linear ab. Schließlich stachen der inferiore Dober und der mutlose Heikkinen besonders heraus, Mecki ausnahmsweise mal nicht so. Kulovits der Fels in der Brandung! Mit Trimmel kam dann noch ein wenig Schwung in die Partie, wobei auch er nur ein laues Lüftchen blieb. Und so blieb’s bei der ersten Niederlage in einem Heimderby für Peter Pacult und einem trostlosen Saisonstart mit lediglich neun von einundzwanzig möglichen Zählern.

Freitag, 3. September 2010

A spannende Woch’n

Nüchtern, aber immer noch in Trance verfolgte ein jeder irgendwie die Auslosung zur Gruppenphase und war kurz danach doch etwas enttäuscht. Von unseren Wunschgegner Liverpool, Sampdoria, Palermo, Napoli oder irgendwas aus den Niederlanden, wurde nämlich niemand in unsere Gruppe gelost. Oder besser: Rapid wurde nicht in solch eine Gruppe gezogen, denn die Gegner in Gruppe I oder K hätten interessante Auswärtsfahrten versprochen. So müssen wir uns mit dem FC Porto, Besiktas Istanbul und CSKA Sofia „begnügen“. Und in genau dreizehn Tagen sitzen wir auch schon in der portugiesischen Hafenstadt und hauen uns die nächsten Bier in die Venen. Nachdem halb Gruppo Kreidl nach der Villa-Partie mit Speiberei daniederlag, freuen wir uns jetzt schon gewaltig auf die bevorstehenden Aufgaben. Denn nicht nur die Fahrt nach Porto steht an, sondern auch das erste Derby der neuen Saison. Wenn ich nur daran denke, beginnen meine Eier zu kribbeln. Choreotechnisch bin ich mir sicher, dass es da wieder das ein oder andere Highlight geben wird, und stimmungstechnisch sowieso. Und nur eine Woche später müssen wir im Cup gegen die Nachwuchshuren das erste Mal an den Verteilerkreis. Auch da wird’s bestimmt eine interessante Atmosphäre geben. Da gerät das heutige Freundschaftsspiel in Mistelbach eher in den Hintergrund, besonders bei einem Eintrittspreis von zehn Eiern. Kapitän Hofmann wird sich den Gag nicht antun, genauso wie zahlreiche Teamspieler. Einer von denen avanciert immer mehr zu unserem Liebling. Besser gesagt zum Liebling eines ganz bestimmten Kreidl. Dem armen Yasin Pehlivan, wurde im Laufe der vergangenen zwölf Monate bereits zum fünften Mal von ein und demselben Kreidl „aufgelauert“. Dreimal beim McDonald’s Wagramerstraße, einmal in irgendeinem Eissalon und diesen Mittwoch erst im Casino Baden. In der Tageszeitung Österreich spricht Yasin bereits offen von einem Wechsel ins Ausland, oder von einer einstweiligen Verfügung, weil der den Stalking-Terror einfach nicht mehr aushält. Apropos Transfer, da war doch diese Woche auch noch was. Bingo! Niemand geringeres als der niederländische Nationalspieler Jan Vennegoor of Hesselink unterschrieb für zwei Jahre in Hütteldorf! Viele Worte braucht man über den Langen denke ich eh nicht verlieren, außer „Mach sie kapott, Junge!“. Beim ersten Training am Dienstag wusste er noch nicht so recht zu überzeugen, sah er doch keinen einzigen Ball, geschweige denn dass er nur einmal netzte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass die Mannschaft zuerst in der Kraftkammer war und danach nur ein paar Runden um den Platz drehte. Womit wir völlig unnötig eineinhalb Stunden im Hütteldorfer Regen standen.