Mittwoch, 23. Februar 2011

Weiße-Bock-Träger vs Schwarzes-Gold-Trinker

Oder englisch angezogene Engländer zu Gast im Mutterland des Espresso. Milan-Tottenham war am Programm. So machten sich zwei Kreidln und ein Wiener Tirol-Tourist auf in Richtung Norditalien. Da bekanntlich alle Wege nach Mailand führen, ging die Anreise auf unterschiedlichen Routen von statten. Zwei auf dem Luftweg, einer per Auto. In Mailand angekommen, sichteten wir einen Herrn älteren Semesters, der im legeren Rapid-Jackerl die Blicke auf sich zog. Sein sehnlichster Wunsch nach der Landung: ein kühles Blondes. Es war 7:00 in der Früh. Asoziale Wiener Proleten, auch in Mailand. A Traum! Vom Flughafen Malpensa ging’s volley ins Stadtzentrum. Einerseits um den Dom zu begutachten (Kultur, nen), vor allem aber, um den Lads von Tottenham auf die Beine zu schauen. Eine Armada an weißen Schuhen, die sich auf dem Piazza Duomo ausbreitete. Hunderte trink- und singfreudige Londoner, in feinster Casual-Panier, vereinnahmten mit ihren England-Fahnen die hiesigen Lokale. Die Stadt selbst wusste durch ihre Oberflächlichkeit zu gefallen. Mode. Gutes Essen. Fußball. Das war’s. Das ist Mailand. Um den dritten Punkt auch live mitzuerleben mussten wir erst an Karten kommen. Curva Sud, dritter Rang, 18 Euro. Optimal. Ohne Reisepass, keine Tickets. Sogar bei Champions League-Spielen ist’s mittlerweile soweit gekommen. Was folgte war ein kleiner Einblick in den traurigen italienischen Kurvenalltag. Unglaublich welche Lappalien hier aufgegriffen werden, um den Menschen den Spaß am Fußball zu rauben. Bei strömendem Regen wurden die Karten vieler dermaßen durchnässt, dass der Kartenautomat den Strichcode nicht mehr lesen konnte. So auch bei einem von uns. Was folgte war Schikane vom aller Feinsten. Über eine halbe Stunde wurde diskutiert, gestikuliert, telefoniert, Zeit vergeudet, ehe er das Drehkreuz passieren durfte. Als Draufgabe gab’s noch eine Leibesvisitation als ob man um ein Vorsprechen bei Berlusconi höchstpersönlich ansuchen würde. !No al calcio moderno! So leid einem die Milanisiti, in Anbetracht der Repressalien, auch tun, aus dem Thema Ibrahimovic wurden wir nicht schlau. Ein Typ, wenn auch einer besten der Welt, der für Juve und Inter gespielt hatte, kann doch unmöglich gefeierter Publikumsliebling sein?!?! Das Merchandising ist auf ihn aufgebaut, Sprüche a la „IBRACADABRA“ waren zu lesen und beim Aufwärmen feierte ihn die GESAMTE Curva Sud. Abgesehen davon war’s einfach geil den Italienern mal wieder zuzuschauen und zuzuhören. Obwohl die Fossa eine Lücke hinterlassen hat, die nicht geschlossen wurde, und die goldenen Jahre vorbei scheinen, ist hier immer noch der Diavolo los. Zu unserer Überraschung wurden sogar Bengalen und Böller ang’rissn. Das ansonsten doch sehr spärlich besuchte San Siro, war an diesem Tag mit 75.000 fast voll. Dafür sorgten auch geschätzte 3.500 von der Insel, die den dritten Rang der Curva Nord füllten. Tottenhams Elf war in Halbzeit eins spielbestimmend, dieser Zustand änderte sich im zweiten Abschnitt. Nicht zuletzt auch durch die Einwechslung von Pato, der von 70.000 Verrückten mit einem „OLE OLE OLE OLE PATO, PATO.“ begrüßt wurde. Gänsehaut pur! Gegen den Spielverlauf entschieden die Spurs die Partie zu ihren Gunsten. Crouch war es, der nach Lennon-Vorarbeit netzte. Der imposante Abgang der Tottenham Lads wird uns wohl auch noch lange in Erinnerung bleiben. Ein fetter Mob marschiert drei Ränge auf einem der bekannten Ecktürme des Giuseppe Meazza, wie das Stadion seit ’79 genannt wird, herunter und singt in enormer Lautstärke „Oh when the Spurs go marching in...“. Da geht dir einer ab, trust me! Danach ging’s zurück zum Parkplatz, für den wir läppische 20 Euro brennen durften. Ein Italiener, der kurz nach uns den Parkwächter passierte, bezahlte mit einer Tafel Schokolade. Fußvolk Mafia, à la bonne heure. Am nächsten Morgen ging’s nach dem obligatorisch picksüßen Frühstück zum Einkaufen auf die Via Montenapoleone. Beim Abflug hatten wir vor allem eine riesige Portion Motivaton im Gepäck. Motivation unsere eigene Fanszene weiter voranzutreiben, und noch mehr dafür zu geben, dass Rapid endgültig eine große Nummer in Europa wird. Schon jetzt müssen wir keinen Vergleich in Europa scheuen, das führte uns auch dieser Trip wieder einmal vor Augen. Und darauf können wir alle, Rapidler, verdammt stolz sein. Daraus resultiert auch unser abschließender Wunsch, eines Tages zurückkommen zu wollen und die eigenen Farben hier in Milano hochhalten zu dürfen. Animalisch wär’s. Animalisch!

Montag, 21. Februar 2011

Original Pirate Material

Wie Siebenschläfer verbrachten wir den Winter. Schon den Trip nach Istanbul machte niemand von uns mit, genauso wenig wie die erste Auswärtsfahrt des Frühjahrs nach Neustadt. Ein kollektiver Totalausfall sozusagen, notgedrungen. Denn die Kreidln waren tapfer in der Weltgeschichte unterwegs. Stuttgart, Milano, Amsterdam, Schladming. Bis auf die zwei Testmatchbesuche waren wir siebzig Tage ohne Rapid. Schön als es am einundsiebzigsten Tag dann endlich wieder so weit war in gewohnte Schemata einzutauchen. Zu dritt fuhren wir von Wien aus weg, mit gehöriger Verspätung, dem üblichen Verdächtigen zu verdanken. Aber sei’s drum, immerhin war’s auch sein Auto. Und während die anderen zwei sich genüsslich das ein oder andere Bierchen genehmigten, blieb er halt trocken. Respekt auch an unsere Ein-Mann-Sektion in Suttgart, ganz alleine den langen Trip anzutreten! Trotz der dreiviertelstündigen Verspätung, waren wir überpünktlich am Stadion angelangt. Ein Zeitfenster war aber eingeplant, da - auch schon wie gewohnt - noch Eintrittskarten organisiert werden mussten. Mit etwas externer Unterstützung war dann aber binnen weniger Minuten alles gechecked.

Unterm Strich bringt der Punkt Rapid nicht wirklich weiter. Man muss aber auch festhalten, dass der gewaltige Rückstand zur Spitze sicher nicht in den wichtigen Partien gegen die Dosen oder in den Derbies aufgerissen wurde. Verwunderlich, dass bei der Rückfahrt der Sport kaum auf der Diskussionsliste stand. Eher fokussierte sich der Gesprächsstoff auf die UK-Band The Streets. Oi!