Samstag, 20. August 2011

Vor dem Derby ist nach dem Platzsturm

Ganz pfui war dieser Platzsturm. Zumindest wenn man dem Großteil der Medien Glauben schenken mag. Die mediale Debatte - in der eigentlich eh nur der einen Seite Gehör verliehen wird, der anderen aber höchstens abfällig Zeilen gewidmet werden - ist allerdings eine scheinheilige. Denn exakt neunzig Tage nach Geschehenem schert sich jener Teil der Bevölkerung, der nichts mit Fußball am Hut hat, genau gar nicht mehr darum. Die Menschen haben erkannt, dass es - zumindest für sie - wichtigeres im Leben als den „Hassgriechen“ gibt. Und vielleicht hat der ein oder andere ja sogar den populistischen Senf vom „Bürgerkrieg“ sinngemäß hinterfragt, in Zeiten in denen in Libyen oder Syrien tatsächlich ein solcher tobt.

Die grün-weiße Fanszene muss dennoch mit den Konsequenzen leben, die die reißerische Berichterstattung verursacht haben. Denn entgegen der Stellungnahme des Polizeieinsatzleiters vom Derby, Oberst Fritz Schwartz, („Wir werden nicht darauf drängen, dass jedes Match zwischen Rapid und Austria im Happel-Stadion gespielt wird. Das Hanappi-Stadion ist grundsätzlich ein sicheres Stadion. Es kommt eben darauf an, wie sich die Fans verhalten“) wird das erste Derby seit dem Platzsturm, morgen trotzdem im Prater stattfinden. Das Sicherheits-Argument kann dem zu Folge erneut als manipulativer Populismus entlarvt werden. Einfacher Hausverstand hätte dies aber genauso getan, bedarf es denn keines großen Aufwandes in den Innenbereich des Happel-Stadions zugelangen. Immerhin schafften dies tausende zur Meisterfeier 2005 ja auch.

Im Gegenteil sollte für ein Derby im Praterstadion ein höheres Sicherheitsrisiko gelten als im Hanappi-Stadion, oder aber auch im Horr-Stadion. Denn dort können die rivalisierenden Fanmassen zumindest getrennt werden. Im weitläufigen Praterareal wird dies wohl nur schwer möglich sein. Einmal davon abgesehen, dass die grün-weiße Fanszene auf Grund der harschen Repression morgen wohl eh keinen Bock auf größere gröbere Auseinandersetzung haben wird, ist das Gerede von „Sicherheit“ warme Dampfplauderei.

Ein letztes Indiz dafür stammt in Zitatform von Präsident Edlinger persönlich. Im heutigen Kurier meint er: „Wo dann [Anm.: nächste Saison] die Derbys stattfinden werden, ist noch nicht entschieden.“ Insofern könnte dem Präsidenten rein finanzielles Kalkül unterstellt werden, um die entgangenen Einnahmen wegen des Geisterspiels doch zu lukrieren. Oder das „grundsätzlich sichere Stadion“ ist nächste Saison noch sicherer…

Dienstag, 16. August 2011

Stumm.

Dass nicht abrupt zur Tagesordnung übergegangen werden kann, ist verständlich. Die vergangenen zwei Wochen haben aber dank anständiger Kommunikation das Ruder, das metaphorisch für den Prozess zur Rückkehr zum Normalzustand steht, in die richtige Richtung umgerissen. Intensive Gespräche zwischen Klub und der aktiven Fanszene haben medial angestachelte Missverständnisse und aus dem Affekt Gesagtes relativiert. Dass Rapid als Verein von dem zu eilig gesetzten und von der Presse hochstilisierten Zehn-Punkte-Katalog nicht schon einen Monat später wieder Abstand nehmen kann, ist leider trauriges Faktum, aber auch verständlich. Persönlich war von unserer Gruppe keiner bei den Gesprächen anwesend, dass sich zwischen den Parteien aber „jene offene Gesprächskultur wieder herstellen“ ließ, ist ein erster Fortschritt. Genauso, dass die supportenden Fangruppen beim Heimspiel gegen Ried ebenfalls darauf hinwiesen, dass lediglich sie die akustische und optische Unterstützung momentan verweigern, jeder der aber dennoch die Mannschaft anfeuern möchte, dies gerne tun kann und soll.

Dementsprechend „englisch“ gestalteten sich die ersten Begegnungen (mal mit Ausnahme des Geisterspiels). Und ehrlich gesagt hatte auch der Roar von Süd und Nord beim Ried-Spiel das gewisse Etwas. Unser Gruppo mit Ausnahme vom Cup-Spiel in Linz, dafür beim Heimspiel der Amas gegen Neustadt, stets anwesend. Und weil der Fetzen auch vergangene Saison nicht immer hing, gibt’s bis auf die ausbleibenden Sprechchöre, keine wirklichen Unterschiede verglichen mit der letzten Saison. Denn spielerisch war das bislang Gezeigte nicht Fisch, nicht Fleisch. Die Siege gegen die Niederösterreicher waren trotz der Überlegenheit etwas glücklich, die Nullnummer im ersten richtigen Heimspiel gegen Ried offenbarte die fehlende Durchschlagskraft im Angriff erstmals. Und auch dieses Wochenende in Graz gelang es unserer Elf keinen Treffer zu markieren. Dass bei Nuhiu seit dem Winter eine konstante Weiterentwicklung zu betrachten ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Als Solospitze hapert es beim nicht ganz so „Langen“ aber noch ein bisserl am Kopfballspiel. Das 4:1 gegen Valencia war nett an zu sehen, aber wie man bereits sieht, nicht über zu bewerten. Mit acht bis zehn Punkten aus den vergangenen und den kommenden zwei Partien hätte man einen soliden Saisonstart hingelegt. Weil’s gegen Ried und Sturm aber nur einer wurden, sollte im Prater und in Salzburg überzeugender agiert werden. Das gelingt aber nur mit Toren. Dann klappt’s auch mit dem Support.