Sonntag, 30. Oktober 2011

Heeeerst…

Die Europacuplosen Wochen ziehen ins Land. Der Thermometerstand sinkt wöchentlich und die Leistung unserer Mannschaft schwankt wie in Angesoffener bei Wind. Angesoffen kamen einem unsere Spieler diesen Herbst nicht erst einmal vor. Um nur Tage später mit einer Heroenleistung dann doch zu überraschen. Und - wiederum nur Tage später - erneut kläglich zu enttäuschen. Der Protest gegen die sportliche Talfahrt, die zu hinterfragende Transferpolitik, die großteils willkürlich verteilten einhundert(!) Stadionverbote und den Monstergerichtsprozess wegen der „Westbahnhofgeschichte“ laufen nach wie vor. Der immer intensiver werdende Support signalisiert allerdings eine - langsame - Rückkehr zur Normalität. Wie gesagt, langsam. In etwa so wie der Mecki. Die Mannschaft signalisiert aber nach wie vor die Attitüde eines eingeschnappten Fünfjährigen, der sich trotzig stellt und keinen Schritt entgegen kommen möchte. Anders ist die nach wie vor Nichtverabschiedung der West nach Siegen - trotz des wieder anlaufenden Supports, wie es von Spielern und Trainern heftig gefordert wurde -, nicht erklärbar. Transfers werden für den Winter bereits angekündigt. Abgänge wie Neuverpflichtungen. Zu den Abgängen wird wahrscheinlich Christoph Saurer zählen. Auf Grund des Sportlichen wäre dies zumindest eine logische Schlussfolgerung, spielt der „Liebling der Fans“ ja eigentlich so gut wie kaum. Hätte man sich das ganze Trara um seine Person in der letzten Saison dann eigentlich auch sparen können. Die Sparpolitik ist es schließlich, die die Person Edlinger alt aussehen lässt. Seit Jahren. Fakt ist aber, dass genau jene Person und eben diese Marschroute es waren, die unseren Klub in den letzten Jahren saniert haben. Und das ohne an sportlicher Konkurrenzfähigkeit einbüßen zu müssen. Größtenteils zumindest. Neuverpflichtungen im Angriff sind aber dennoch gerne erwünscht. Burgstaller hat gestern gegen Sturm sehr überzeugt. Halt dort, wo er hingehört, im Mittelfeld. „Und bitte gar schön, Herr Schottel, unterlassen’s diese Doppelsechs! In Österreich ist das für’n Hugo!“ Dass unsere Abwehr eigentlich die zweistärkste der Liga ist, sollte trotz der Brustschwimmerqualitäten auch erwähnt werden. Die Zahlen lügen nicht. Glauben mag man das zwar nicht und sollte eher auch als „Einäugiger unter den Blinden“ interpretiert werden. Die Talfahrt ist also lang noch nicht abgeschlossen, wie uns heute nach dem Zittersieg über Sturm medial suggeriert wird. Und so können wir unisono und eigentlich im Sinne aller sagen: „Des Woame muass a End hobn!“

Samstag, 20. August 2011

Vor dem Derby ist nach dem Platzsturm

Ganz pfui war dieser Platzsturm. Zumindest wenn man dem Großteil der Medien Glauben schenken mag. Die mediale Debatte - in der eigentlich eh nur der einen Seite Gehör verliehen wird, der anderen aber höchstens abfällig Zeilen gewidmet werden - ist allerdings eine scheinheilige. Denn exakt neunzig Tage nach Geschehenem schert sich jener Teil der Bevölkerung, der nichts mit Fußball am Hut hat, genau gar nicht mehr darum. Die Menschen haben erkannt, dass es - zumindest für sie - wichtigeres im Leben als den „Hassgriechen“ gibt. Und vielleicht hat der ein oder andere ja sogar den populistischen Senf vom „Bürgerkrieg“ sinngemäß hinterfragt, in Zeiten in denen in Libyen oder Syrien tatsächlich ein solcher tobt.

Die grün-weiße Fanszene muss dennoch mit den Konsequenzen leben, die die reißerische Berichterstattung verursacht haben. Denn entgegen der Stellungnahme des Polizeieinsatzleiters vom Derby, Oberst Fritz Schwartz, („Wir werden nicht darauf drängen, dass jedes Match zwischen Rapid und Austria im Happel-Stadion gespielt wird. Das Hanappi-Stadion ist grundsätzlich ein sicheres Stadion. Es kommt eben darauf an, wie sich die Fans verhalten“) wird das erste Derby seit dem Platzsturm, morgen trotzdem im Prater stattfinden. Das Sicherheits-Argument kann dem zu Folge erneut als manipulativer Populismus entlarvt werden. Einfacher Hausverstand hätte dies aber genauso getan, bedarf es denn keines großen Aufwandes in den Innenbereich des Happel-Stadions zugelangen. Immerhin schafften dies tausende zur Meisterfeier 2005 ja auch.

Im Gegenteil sollte für ein Derby im Praterstadion ein höheres Sicherheitsrisiko gelten als im Hanappi-Stadion, oder aber auch im Horr-Stadion. Denn dort können die rivalisierenden Fanmassen zumindest getrennt werden. Im weitläufigen Praterareal wird dies wohl nur schwer möglich sein. Einmal davon abgesehen, dass die grün-weiße Fanszene auf Grund der harschen Repression morgen wohl eh keinen Bock auf größere gröbere Auseinandersetzung haben wird, ist das Gerede von „Sicherheit“ warme Dampfplauderei.

Ein letztes Indiz dafür stammt in Zitatform von Präsident Edlinger persönlich. Im heutigen Kurier meint er: „Wo dann [Anm.: nächste Saison] die Derbys stattfinden werden, ist noch nicht entschieden.“ Insofern könnte dem Präsidenten rein finanzielles Kalkül unterstellt werden, um die entgangenen Einnahmen wegen des Geisterspiels doch zu lukrieren. Oder das „grundsätzlich sichere Stadion“ ist nächste Saison noch sicherer…

Dienstag, 16. August 2011

Stumm.

Dass nicht abrupt zur Tagesordnung übergegangen werden kann, ist verständlich. Die vergangenen zwei Wochen haben aber dank anständiger Kommunikation das Ruder, das metaphorisch für den Prozess zur Rückkehr zum Normalzustand steht, in die richtige Richtung umgerissen. Intensive Gespräche zwischen Klub und der aktiven Fanszene haben medial angestachelte Missverständnisse und aus dem Affekt Gesagtes relativiert. Dass Rapid als Verein von dem zu eilig gesetzten und von der Presse hochstilisierten Zehn-Punkte-Katalog nicht schon einen Monat später wieder Abstand nehmen kann, ist leider trauriges Faktum, aber auch verständlich. Persönlich war von unserer Gruppe keiner bei den Gesprächen anwesend, dass sich zwischen den Parteien aber „jene offene Gesprächskultur wieder herstellen“ ließ, ist ein erster Fortschritt. Genauso, dass die supportenden Fangruppen beim Heimspiel gegen Ried ebenfalls darauf hinwiesen, dass lediglich sie die akustische und optische Unterstützung momentan verweigern, jeder der aber dennoch die Mannschaft anfeuern möchte, dies gerne tun kann und soll.

Dementsprechend „englisch“ gestalteten sich die ersten Begegnungen (mal mit Ausnahme des Geisterspiels). Und ehrlich gesagt hatte auch der Roar von Süd und Nord beim Ried-Spiel das gewisse Etwas. Unser Gruppo mit Ausnahme vom Cup-Spiel in Linz, dafür beim Heimspiel der Amas gegen Neustadt, stets anwesend. Und weil der Fetzen auch vergangene Saison nicht immer hing, gibt’s bis auf die ausbleibenden Sprechchöre, keine wirklichen Unterschiede verglichen mit der letzten Saison. Denn spielerisch war das bislang Gezeigte nicht Fisch, nicht Fleisch. Die Siege gegen die Niederösterreicher waren trotz der Überlegenheit etwas glücklich, die Nullnummer im ersten richtigen Heimspiel gegen Ried offenbarte die fehlende Durchschlagskraft im Angriff erstmals. Und auch dieses Wochenende in Graz gelang es unserer Elf keinen Treffer zu markieren. Dass bei Nuhiu seit dem Winter eine konstante Weiterentwicklung zu betrachten ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Als Solospitze hapert es beim nicht ganz so „Langen“ aber noch ein bisserl am Kopfballspiel. Das 4:1 gegen Valencia war nett an zu sehen, aber wie man bereits sieht, nicht über zu bewerten. Mit acht bis zehn Punkten aus den vergangenen und den kommenden zwei Partien hätte man einen soliden Saisonstart hingelegt. Weil’s gegen Ried und Sturm aber nur einer wurden, sollte im Prater und in Salzburg überzeugender agiert werden. Das gelingt aber nur mit Toren. Dann klappt’s auch mit dem Support.

Dienstag, 26. Juli 2011

Ein medialer Keil?

„Selbstüberschätzend“ bezeichnet Bernhard Hanisch in seiner Kurier-Kolumne den passiven Widerstand der Rapid-Anhängerschaft. Und durchaus abwertend wird medienübergreifend von „der vereinten Fanszene“ geschrieben, die mit der Initiative „United we stand“ den von Stadionverbot Bedrohten Unterstützung bietet - finanzielle wie rechtliche. Erpresst soll der Verein von jenen werden, die plötzlich stumm sind. Dass sich die Kurve mit den von Rapid gesetzten Maßnahmen nach dem Platzsturm nicht einverstanden zeigt, mag in der Öffentlichkeit nicht hingenommen werden. „Wer Scheiße baut, soll auch die Konsequenzen tragen.“ Bis zu einem gewissen Grad ist dies wohl nicht von der Hand zu weisen und wohl selbst die griechischsten, bürgerkriegsfanatischsten Platzstürmer werden dem konform zustimmen. Dass der von Rapid veröffentlichte Katalog aber an eine Auflistung populistischer Aktionen erinnert, um der breiten Öffentlichkeit das zu geben, wonach sie ruft, wird medial nur in ausgewählten Fachzeitschriften thematisiert. Weshalb diese stille Unmutsäußerung weiters als Erpressung interpretiert wird, entsinnt sich mir jeglicher logischer Denkweise. Nach dem Platzsturm wurde öffentlich mit sinnvolleren Möglichkeiten des Protests argumentiert, dass man sich das ganze Trara hätte sparen können, beispielsweise durch einen Stimmungsboykott. Jetzt wo die Fanszene auf einem höheren Niveau agiert, wird aber genauso wenig auf die „Gegenpartei“ eingegangen und weiter medial gemotzt. Erpressung wird der Westtribüne vorgeworfen. Nur ist es nicht ihr gutes Recht, ihre Sichtweise der Dinge öffentlich zu unterstreichen? Ich denke nicht, dass es seitens des Block West um eine Machtdemonstration geht, sondern einfach darum, den sinnvollen Dialog, der jahrelang praktiziert wurde, weiterhin aufrecht zu erhalten - oder zumindest wieder aufzunehmen, denn „ewig wird man das Fernbleiben des verletzten 12. Mannes auch nicht verkraften können.“

Samstag, 28. Mai 2011

Platzsturm & Drang

Die literarische Strömung „Sturm und Drang“ kam Mitte des 18. Jahrhunderts in der Epoche der Aufklärung auf. Genau darum geht’s auch uns: Aufklärung.

Eingangs sei erwähnt, dass wir nach reichlichen Diskussionen ziemlich konform der Meinung sind, dass der Platzsturm an sich kein zu verurteilender Ausdruck des Protests ist. Über die Durchführung lässt sich allerdings streiten. Ein friedlicher Sitzstreik à la Gandhi oder Rapid-GAK wäre in dem Fall die wohl zielführendere Maßnahme gewesen, meinen wir. Sei’s drum. Was passiert ist, ist passiert. Die anschließende mediale Hetzjagd auf jene „Schwerverbrecher“ ist unserer Ansicht nach, eher in die Kategorie „Terror“ einzustufen als der Platzsturm an sich. Blauäugige Printmedien (eingeschlossen solcher, die sich sonst deutlich vom Boulevard distanzieren) bauschen die Ereignisse zu einem Eklat auf, der angeblich weltweit für Schlagzeilen sorgt. Die harte Wahrheit ist, in ganz Europa schert sich kein Mensch um den österreichischen Fußball. Und das hat rein sportliche Gründe.

Die mediale Treibjagd erinnert an eine Mischung aus Propaganda und verdammt miserablem Klatsch. Es gibt wohl kein Printmedium, dass dieser Tage keine Unwahrheiten über die Vorfälle verbreitet. Für Medien und Politik scheint das größte Problem des Landes gefunden zu sein: Wir. Wir alle. Multimedial wird munter drauf los gedroschen. Der Kurier meint etwa, dass sich ganz Melk vor den Rapid-Rowdys fürchtet, die zu erwarten sind, wenn das neue Stadion bei einem freundschaftlichen Testspiel eröffnet wird. Meldungen dieser Art kann man ja noch mit einem Schmunzeln entgegen nehmen, viel kritischer sollten wir diversen „Lösungsvorschläge“ für „das Problem“ begegnen. Eine völlig weltfremde Innenministerin zeichnet sich mit dem Vorschlag eines „Vermummungsverbot“ aus. Nicht nur, dass es ein solches grundsätzlich schon gibt, sollte der werten Dame klar gemacht werden, dass ich mich nicht nur mit Kapuzen und Hauben verdecken kann. Schließlich werden wir dann alle nur noch in Unterhose im Block West stehen. Und selbst dann könnten sich Mutige immer noch mit ihrer Boxer vermummen. Gruppo Kreidl schlägt deswegen eine Dödl-Datenbank vor, wo an Hand der Schwänze identifiziert werden kann.

Das Vorbild an dem man sich orientieren müsse sei England, so weitere offizielle Stimmen kluger Schädeln. Durch All-Seater-Stadien, hohe Preise, Alkoholverbot, harten Strafen und Überwachung, Überwachung, Überwachung, sind „die“ so weit, wie sie jetzt sind. Sie haben es geschafft scharenweise Familien aus den betuchteren Schichten in die Stadien zu locken. Menschen, die an nichts anderem interessiert sind als Konsument des Produkts „Fußball“ zu sein. Zahlende Kunden, die für ihr Geld unterhalten werden möchten.

Auch wenn es schwer fiele und weh täte einen Scheintot der Fankultur vorzutäuschen, würde manchem so vielleicht die Augen geöffnet werden. Überall, in ganz Österreich: Neunzig Minuten Stille. Totenstille. Nichts, außer Anwesenheit, so wie in Linz. Über mehrere Wochen hinweg. Kein Tollhaus Sankt Hanappi, keine Zehntausend in Hamburg. Es wäre eine Vorschau auf jenes Szenario, dass sich Befürworter des Modernen Fußballs wünschen.

Den Leuten soll präsentiert werden, was sie aus unserem Sport machen. Doch vorerst gilt es abzuwarten wie weit „sie“ wirklich gehen. Die ersten Alibisanktionen wurden vom Verein bereits präsentiert. Mit Ausweiskontrollen will man dem „Problem“ entgegensteuern. Abzuwarten in welchem Ausmaß und auf welchen Tribünen dies exekutiert wird, die Leute werden dementsprechend antizipieren. Ähnlich dem „Goodhart’s Law“ in der Wirtschaft. Die Anekdote erzählt, dass die englischen Kolonialherren in Indien ein Kobraproblem hatten und deswegen, jedem der eine tote Schlange brachte, eine Prämie erhalte. In der Folge wurden die Kobras aber nicht weniger, sondern mehr, weil die Leute die Schlangen züchteten. Die Bevölkerung hat sich den Gegebenheiten angepasst. Genauso wird das im Hanappi vor sich gehen. Wenn Ausweiskontrollen nur auf der West stattfinden, kann man immer noch auf andere Tribünen ausweichen; wenn auch auf Süd und Nord Kontrollen stattfinden und man nach wie vor unerkannt bleiben möchte, kauft man sich Tageskarten. Dies soll keine Motivation sein, sondern lediglich die Sinnlosigkeit solcher Aktionen aufzeigen. Weiters ist in Frage zu stellen, ob es von Vereinsseite sehr klug ist, die Muskeln spielen zu lassen. Nicht, dass sich der Verein von Fans oder Fangruppen etwas diktieren lassen braucht, die Fanarbeit aber drastisch zu kappen, zeigt nicht als Schritt in eine positivere Zukunft - für keine der beiden Seiten. Auch zukünftige Umzüge, für’s Derby extra in den Prater, während selbst die Polizei sagt, dass das Hanappi ein sicheres Stadion ist, spiegeln die Sinnbefreitheit solcher Aktionen wieder.

Samstag, 14. Mai 2011

Aus der Traum…

Seit Innsbruck ist viel passiert. Der Trainer-Effekt ist abgeklungen, die sportliche Formkurve zeigt, wie schon zuvor, bergab, der Titel nur noch Theorie, genauso wie der Europacup. Hat die Schwächeperiode gegen Magna schon begonnen, haben uns wenigstens noch drei strittige Tore den Hintern gerettet. Die Woche drauf waren die Defizite bemerkbarer. Vor allem in der Offensive gelingt kaum etwas. Wenn dann die Defensive auch noch eklatante Schwächen zeigt, ist Hopfen und Malz verloren. In der zweiten Hälfte spielten die Kommerzler - so weh wie’s mir tut - schnörkelloser und direkter auf’s Tor, während der Ball in unseren Reihen vierzehn Mal quer geschoben wird, bevor der steile Pass kommt (der aber eh nicht ankommt, weil entweder das Mittelfeld scherngelt oder die Stürmer einfach zu langsam sind).

Die letzte Hoffnung stellte schließlich der Cup dar. Auf Grund der inakzeptablen Anstoßzeit waren wir leider nicht vor Ort. Zu Beginn spielte Rapid, so wie schon gegen die Dosen: Scheiße. Ried mit etwa sechzig Prozent Ballbesitz tonangebend, aber nicht im Stande zählbares herauszuspielen. Irgendwie gelang es unserer Mannschaft dann doch, das Spielgeschehen zu unseren Gunsten zu drehen und gen Ende der ersten Hälfte, standen wir auch als besseres Team am Platz. Salihis Tor machte das auch beim Spielstand bemerkbar. Hofmanns Freistoß ans Aluminium, sowie die vergebene Chance von Saurer, hätten den Sack bereits zumachen können. Indes kam unsere Mannschaft völlig von der Rolle aus der Kabine. Die Rieder waren nun klar besser und erspielten sich Standardsituation um Standardsituation. Wohl muss man hier auch Barisic eine große Mitschuld geben; hätte die Mannschaft nicht so ängstlich agiert, wäre Ried niemals zu einem solchen Gros an Chancen gekommen. Dass beide Tore nach individuellen Fehlern fielen, dafür kann Barisic freilich nichts. Nach dem Rückstand ging natürlich nichts mehr nach vorne und auch das Aus im Cup war beschlossene Sache.

Das X in Kapfenberg spricht schon für sich. Genauso wie die Nullnummer, vorgestern, daheim(!!) gegen Mattersburg. Reintheoretisch ist die Chance nach wie vor intakt, wieso aber gerade in den letzten drei Spielen eine 180-Grad-Kehrtwende der Formkurve kommen sollte, weiß ich nicht. Insofern ist die Saison gelaufen. Und wir nun alle gespannt wie’s weitergehen wird. Schöttel und Jancker dürften so gut wie fix sein, Ladi Maier eventuell als neuer Tormanntrainer präsentiert werden. Und neue Spieler? Dafür wird nicht all zu viel Marie zur Verfügung stehen…

Mittwoch, 20. April 2011

Wir haben wirklich den Längsten

Für die Partie in Graz waren alle von uns ziemlich motiviert. Unser Haufen blieb aber dann doch recht überschaubar. Obwohl von den sieben, acht Leuten, die regelmäßig fahren, eh fünf dabei waren. Vielleicht lag’s aber auch an der enormen Fußfreiheit die sich im Kreidlmobil plötzlich bot, reiste damit doch nur ein Quartett an. Zum Reden war also kaum jemand da. Also musste man sich mit anderen Dingen beschäftigen. Und weil die ersten Sonnenstrahlen doch etwas wärmten, feuchteten wir vorsichtshalber unsere Kehlen etwas an. Dass wir nicht als das „ultrà-ste“ Gruppo gelten, sollte bekannt sein. Die Lockerheit aber fängt doch etwas an zu frusten. Denn in Graz passierte es nicht das erste Mal, dass der Fetzen nicht hing. Was aber noch hinzu kommt, war die Tatsache, dass ein neuer Doppelhalter präsentiert werden sollte. Was aber auch nicht funktionierte.

Das Wochenende darauf, war dann Graz bei uns zu Gast. Und siehe da, die Kreidln, nicht Kreidls, haben doch etwas Disziplin. Immerhin schafften es drei von uns Plätze bis knapp vor Spielbeginn im Mittelblock zu reservieren. Grund hierfür war eben jener Doppelhalter, der uns von unserem, ja mittlerweile schon Stammplatzerl, zwischen Lions und Garde, in die Mitte zog. „Kämpfe Rapid, kämpfe!“ Leider blieb es beim Wunschgedanken, denn nach der Grazer Führung schien es als war unsere Elf komplett aus dem Takt.

Mit neuem Trainer und neuem Elan ging’s wochenends darauf nach Innsbruck. Unter der Woche tagte allerdings der Kriegsrat um bisserl eine Ordnung in unseren Laden zu bringen. Endergebnis war ein weiterer Doppelhalter, der in der Nacht von Freitag auf Samstag noch gemalt wurde. Knapp hundert fährt unser 9er-Bus, weswegen schon um acht Uhr morgens Abfahrt war, zehneinhalb Stunden vor Anpfiff, unserer notorischen Unpünktlichkeit wegen. Eine spontane Idee im Baumarkt sollte Stunden später für das Highlight sorgen. Eine breite und fette Fahrt war es, mit „Haribo“- und „I wa wo i wü“-Rhythmen; ganz gegen unserer Maxime „Immer zu spät“ kamen wir tatsächlich überpünktlich am Tivoli an, ein Novum! So gut wie das komplette Gruppo war vertreten und wegen der morgendlich Idee g'spannt wie a Gummiringerl. Der Sektor füllte sich schön langsam; bei uns wurde alles vorbereitet. Kurz vor Spielbeginn war’s dann so weit. Die etwa sieben Meter langen Stangen wurden in die Höhe gehievt und über dem Sektor prangte „Über alles Rapid!“. Wir haben wirklich den Längsten! Die Choreo am Spielanfang wurde dann nicht nur mit unserem Riesenteil ergänzt sondern auch noch mit dem anderen Material. Das Spiel nahm seinen gebührenden Lauf. Salihi hätte schon nach wenigen Minuten die Führung machen können, netzte aber wenig später per Elfer. Rapid war klar überlegen. Drazans Schuss bedeutete das 2:0 und ließ unser Mördergerät noch einmal stehen. Hofmanns drittes war Draufgabe. Eine gelungene Auswärtsfahrt wurde mit einem amüsanten Spaziergang zum Bus abgerundet. Irgendwann in der Nacht waren wir dann aber Gott sei Dank wieder in Wien. Einer zuckte dann komplett aus, weil ihm die Fahrerei am Orsch ging, der Rest schlief friedlich weiter - oder tschecherte noch bis fünf in der Früh.

Dienstag, 29. März 2011

Introdurre il biglietto

Der Höhepunkt der letzten vierzehn Tage sollte ausgerechnet ein Spiel ohne Rapid-Beteiligung werden. Voi hinig schlug ein Kreidl während dem LASK-Match vor, nächstes Wochenende nach Venedig zu fahren, fünfte Liga, Veneziamestre gegen Treviso. Derby und Spiel um die Tabellenführung. Die Partie gegen die Linzer endete wie geahnt. Das Remis glücklich, aber doch auch mit viel Pech.

Vor der Reise nach Venezia besuchte ein Kreidl-Quartett, das kurzfristig zu einem Trio wurde, aber noch das Nationalteam. Zur Leistung und Stimmung wohl weiterer Kommentar überflüssig.

Schließlich war dann auch bald Sonntag. Dank Zeitumstellung hatte der eine etwas mehr morgendlichen Stress als die anderen. Zum Treffpunkt um halb sechs Uhr morgens waren aber doch alle rechtzeitig. Morgenstund hat Bier im Mund. So konnte auch die restliche Müdigkeit einer kurzen Nacht hinuntergespült werden. So flüssig wie das Bier war auch der Verkehr. Lediglich der Schneefall am Wechsel bereitete uns für ein paar Minuten Kopfzerbrechen, die Sommerreifen hielten den Bedingungen aber Stand. Und weil wir bis auf weniger Pinkelpausen durchfuhren, kamen wir kurz nach zwölf Uhr mittags auch schon an der Adria an. Den Schneefall hatten wir gegen Sonnenschein und angenehme Temperaturen getauscht.

Als wir nun so durch die Gässchen von Venezia streiften, wurden sogar die Englischen von etwas italienischem dolce vita infiziert. In einem kleinen ristorante futterten wir Calzonini, Pizza und gelato. Weil wir aber keinen blassen Schimmer hatten wo sich das Stadio Pierluigi Penzo eigentlich befand, geschweige denn wie wir dort hingelangen sollten, folgten wir von der Piazzale Roma einfach den immer wieder kehrenden Grüppchen mit grün-schwarz-orangen Schals. So tuckerten wir mit den Öffis, in Venedig sind das Boote, no na, an der gesamten Südküste der Stadt entlang, mit schönem Blick auf den Palazzo Ducale und der Basilica di San Marco. Am Parco delle Rimembranze betraten wir dann endlich wieder Festland, wo uns bereits Massen an Heimfans den Weg zum Stadion dirigierten, vorbei an Bars in denen tifosi Espresso schlürften oder birra tranken. Die Exekutive war ziemlich gechilled, womöglich weil Auswärtsfans die Anreise verboten war. Doch auch die beiden Kurven der Unione machten gute Stimmung. Man muss bedenken, dass Veneziamestre nur in der fünften Klasse spielt. Leichte Koordinationsprobleme waren bei der Choreo zu erkennen. Der harte Kern, der sich am einen Ende der Tribüne positioniert, hatte da leider den Großteil der Kurve nicht in Reichweite, weshalb die meisten Fähnchen zu früh in die Höhe gestreckt wurden. Die grünen, schwarzen und orangen Fahnen fungierten als Untermalung einer großen Überrollfahne vor den Vorsängern. Darüber und darunter prangten zwei Transparente mit den Schriftzügen „Si scrive storia…si legge vittoria“. Was so viel bedeutet wie „Wer Geschichte schreibt…liest Erfolg“. Der Grund für die verfrühten Fähnchen dürfte wohl der Spitzenspielcharakter gewesen sein, der halt viele ins stadio zog, die kommen, wenn’s rennt. Halt wie bei Rapid.

Die spielerische Offenbarung war’s zwar nicht, uns wurde aber dennoch ein flottes Spiel geboten, vergleichbar mit dem Niveau in der Stadtliga; an schlechten Tagen vielleicht auch der Regionalliga. Die feine Klinge wurde selten ausgepackt, dafür ließ der Schiedsrichter hart spielen und viele Zweikämpfe laufen, die selbst in unserer Bundesliga wohl abgepfiffen wären. Trotz der Großzügigkeit des Spielleiters flog noch im ersten Durchgang ein Spieler des Tabellenführers aus Treviso vom Platz. Da stand es bereits 0:1 für die Gäste. Die Unione witterte nun die Möglichkeit auf den Ausgleich zumal die Hausherren eh die bessere Mannschaft waren. Angetrieben von melodischen Klängen spielte nur noch Veneziamestre. Zu allem Überfluss wurde dann auch noch der Trainer der Trevisani wegen zu heftiger Kritik in die Kabine geschickt. Veneziamestre drückte auf das Tor. Schließlich pfiff der Schiedsrichter eine der zahlreichen Strafraumszenen zu Gunsten der Veneziani. Der Elfer wurde locker versänkt, die Curva tobte. Die Unione gab sich mit dem Remis aber nicht zufrieden und spielte in gewohnter Drehzahl weiter. Ein Schuss platziert ins Eck ließ die Curva nur wenige Minuten später erneut platzen. Dass der Assistent dabei die Fahne gehoben hatte interessierte dabei keinen. Selbst als das Spiel wieder weiterlief, schien es der Großteil der Kurve immer noch nicht bemerkt zu haben, dass es Abseits war. Die Gäste hielten in Unterzahl wacker dagegen, beschränkten sich aber darauf, das Spiel zu zerstören. In der dreiminütigen Nachspielzeit überschlugen sich dann noch einmal die Ereignisse. Nachdem die Unione den Matchball nicht genutzt hatte, fuhr Treviso einen schnellen Konter und plötzlich sprintete der Gästestürmer frei auf den Torwart zu. Der Angreifer verstolpert aber den Ball und auch sein Kollege war nicht im Stande einen platzierten Schuss abzugeben. Nun konterten die Hausherren im eigenen Stadion, immer noch angetrieben von der leidenschaftlichen Curva von Gate22. Doch auch der letzte Angriff brachte kein weiteres Tor.

Nach der Partie saugten wir noch die letzten Eindrücke italienischer Fußballkultur auf - zumindest für diesen Tag. Anschließend wurde noch ein Gruppenfoto geschossen und ironisch festgestellt, was wir nicht für ein „oages Gruppo“ seien. Gemütlich schlenderten wir danach die Hafenpromenade entlang, ehe wir uns dann doch als blinde Passagiere auf ein Bötchen zwängten und zurück zur Piazzale Roma schipperten. Panini, Caffé Latte und Muffins bescherten uns noch einen leckeren aber teuren kulinarischen Abschied. Mit einem Gruppenfoto am Dach des Parkhauses, mit herrlichem Ausblick über Venezia, rundeten wir schließlich unseren Ausflug ab. Auf der Heimreise wurde weiter geblödelt, aber auch seriös über unsere weitere Zukunft als Gruppe diskutiert. Um zwei Uhr nachts waren wir dann wieder dort, wo wir uns zwanzig Stunden zuvor getroffen hatten.

Freitag, 18. März 2011

Più ultrà

Kurz nach der Pause gelang Salihi mit seinem zweiten Tor das 2:0. Von da an rückte das Derby in einer Woche in den Fokus. Jeder kennt dieses Gefühl, wenn man förmlich auf ein Match brennt, der Kalender aber verrät, dass es erst Montag ist. Egal ob man die kommenden Tage irgendwo in einer Schule paukt, schwachsinnige Mails in einem Büro tippt oder am Bau Zementsackerln schupft, die Woche mag einfach nicht vergehen. Deswegen traf sich ein Teil von uns Mitte der Woche zum Malen. Endprodukt war ein genialer Doppelhalter – der am Verteilerkreis zwar dabei war, der breiten Öffentlichkeit aber leider noch nicht präsentiert wurde.

Dem Mini-Chorteo wurde unsererseits dann wohl etwas zu viel Bedeutung entgegengebracht, sodass unsere Odyssee von Floridsdorf via Kagran via Hütteldorf via Westbahnhof am Reumannplatz doch einen nichtenden wollenden Charakter erhielt. Wenigstens sorgte ein spontanes Dosenbier während einer der zahlreichen Bimfahrten für Erfrischung. Eine Stunde vor Anpfiff passierten wir schließlich die Drehkreuzer und enterten die Stehplätze. Der Fetzen hängte und die Doppelhalter fertig präpariert. Nichtsahnend sollte die Situation vor der Tribüne aber eskalieren. Was genau geschah, bekamen wir nicht detailgetreu mit, Fakt war, dass dutzende gepanzerte Exekutivkräfte provozierend vor der Tribüne aufmaschiert waren. Dass die Einsatzphilosophie an Hand weniger miterlebter Szenen aber wohl nicht normgerecht praktiziert wurde, war uns schnell klar. Im Dialog wurde höchstens ein „Wos wüst?!“ entgegnet und deeskalierend wirkte der Tross von uniformierten Turtles auch nicht gerade. Lediglich bei der Durchsetzung waren die Bullen tatkräftig. Bis zu fünfzehn Verhaftungen sollen es gewesen sein, Zeitungsberichte tags darauf erwähnten lediglich eine einzige.

Insofern war der Protest gegen das harsche Vorgehen der Exekutive logische Konsequenz und die Fetzen verschwanden wieder vom Zaun – lediglich ein ACAB-Banner blieb. Die Wut stachelte die Stimmung förmlich auf, vergleichbar mit Anderlecht auswärts 2007. Auf Doppelhalter oder Fahnen wurde verzichtet. Die Kurve brannte! Nicht nur akustisch. Zig Bengalen wurden angerissen, mal da, mal dort. Chaos pur! Das war ultrà! Unsere Vertreter auf dem Platz taten ihr übriges, in Durchgang Eins noch zahm wie Schmusekatzen, in Durchgang Zwei aber bissig wie wilde Löwen. Die Schlachtgesänge trieben unsere Mannschaft weiter voran, ihr Pressing motivierte die Kurve noch inbrünstiger anzufeuern. Ein Teufelskreis in die richtige Richtung! Und dann hatte das Chaos seinen Höhepunkt erreicht. Salihi staubt zum 1:0 ab, die Kurve explodiert! Wie in italienischen Kurven sprinten die ersten fünf Reihen entsinnt Richtung Zaun und wollen den Torschützen förmlich zerfleischen. Aggressionen, Freude, Erleichterung. Eine geordnete Gefühlswelt hat man in diesem Moment nicht. Italienischer geht’s nicht mehr! Più ultrà è impossibile!

Die kommenden Reaktionen sind dann individuell. Viele singen lauter und intensiver. Die Gesänge erreichen ein ohrenbetäubendes Niveau. Manche, aber werden ruhiger. Ich zähle zu zweiteren. Die späte Führung und die wenig verbleibende Spielzeit entwickelt in mir stets ein Gefühl der Bedrückung. Als Spieler wäre das der komplett falsche Weg. Als Fan kann ich mir es aber Gott sei Dank erlauben. Und dann erwische ich mich dabei, dass ich gar nicht mehr in der Lage bin, den aktuellen Chant weiter zu singen, obwohl der Gegner gerade in der Innenverteidigung querspielt. Nur unser fettes Zyro reißt mich kurz aus dieser Lethargie. Plötzlich entfacht mitten im Block ein gelber Lichtball und weißer Rauch. Mehr als bei einem normalen Bengalen. Viel mehr! Und so schnell wie das Ding da war, ist es auch schon wieder weg. Die Lücke schließt sich wieder, der Gesang geht weiter. So gut wie’s halt geht. Und als dann endlich, der erlösende Abpfiff kommt, fühle ich mich erschöpft und ausgelaugt, aber glücklich.

Dienstag, 15. März 2011

Pao! Christina! Anita! und Bettina!

Oder Mattersburg auswärts. Wir alle, die einen viel zu langen Tag in der Uni, bei der Arbeit oder beim Beerenpflücken verbrachten, waren voller Vorfreude für diesen Dienstagabend. Drei Punkte als Pflichterfüllung, so lautete der Auftrag. Traditionen soll man hegen und pflegen, meinen wir. Getreu dieser Gesinnung, startete der Kreidlbus zum wiederholten Mal unpünktlich wie die Uhr. Ebenso kultig wie traditionell ist unser Parkplatz im Burgenland. In altbewährter Manier ging es rauf auf den Randstein und direkt vorm Eingang der Lila Beute-Filiale wurde gehalten. Hauptsache irgendwo stehen, meinte der Fahrer. Das Spiel war eine einzige Enttäuschung. Boden hin, Boden her, das war zum Genieren. Der Anfang vom Ende war schon die Aufstellung. Nuhiu, der sich logischerweise als großer Spieler auf dem eisglatten Boden schwerer tut als seine Untertanen, war dermaßen abgemeldet, dass ein eingepflanzter Baum a hilfreichere Anspielstation gwesen wär. Hofmann, der noch der Einzige war, der ein bisschen Linie in unser Spiel gebracht hatte, wurde ausgewechselt. Unverständlich! Im Endeffekt warens elf Hilflose, die auf der Bauernwiese herumirrten. Die Kurve quittierte dies entsprechend. Da es bei der Heimfahrt keinen Grund für Lobeshymnen gab, wurden eben Pao! Christina! Anita! und Bettina! besungen. Was bleibt ist die Erkenntnis: Es muss sich was ändern.

Der in der Woche darauf folgende Pflichtsieg gegen Ried ändert nichts an dem immer größer werdenden Unmut der Szene. Doch hier sagen wir nicht zu allem ja und Amen was uns vorgehalten wird. Zu wenige unterscheiden unserer Meinung nach zwischen persönlichen Aversionen gegen die Privatperson Pacult bzw. dessen Vergangenheit und seinen fachlichen Qualitäten als Trainer. Mission 32, wast no? Deswegen sind wir Pacult neutral. Lossts erm arbeitn. Hörtnagels Arbeitsweise ist angreifbarer und auch Teilen von uns ein Dorn im Auge.

Wochenends drauf war Derby. Hoffen, beten, brennen, bastln (Linz-Voodoo Puppn). Ois fia Rapid! Dazu aber zu einem späteren Zeitpunkt mehr.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Weiße-Bock-Träger vs Schwarzes-Gold-Trinker

Oder englisch angezogene Engländer zu Gast im Mutterland des Espresso. Milan-Tottenham war am Programm. So machten sich zwei Kreidln und ein Wiener Tirol-Tourist auf in Richtung Norditalien. Da bekanntlich alle Wege nach Mailand führen, ging die Anreise auf unterschiedlichen Routen von statten. Zwei auf dem Luftweg, einer per Auto. In Mailand angekommen, sichteten wir einen Herrn älteren Semesters, der im legeren Rapid-Jackerl die Blicke auf sich zog. Sein sehnlichster Wunsch nach der Landung: ein kühles Blondes. Es war 7:00 in der Früh. Asoziale Wiener Proleten, auch in Mailand. A Traum! Vom Flughafen Malpensa ging’s volley ins Stadtzentrum. Einerseits um den Dom zu begutachten (Kultur, nen), vor allem aber, um den Lads von Tottenham auf die Beine zu schauen. Eine Armada an weißen Schuhen, die sich auf dem Piazza Duomo ausbreitete. Hunderte trink- und singfreudige Londoner, in feinster Casual-Panier, vereinnahmten mit ihren England-Fahnen die hiesigen Lokale. Die Stadt selbst wusste durch ihre Oberflächlichkeit zu gefallen. Mode. Gutes Essen. Fußball. Das war’s. Das ist Mailand. Um den dritten Punkt auch live mitzuerleben mussten wir erst an Karten kommen. Curva Sud, dritter Rang, 18 Euro. Optimal. Ohne Reisepass, keine Tickets. Sogar bei Champions League-Spielen ist’s mittlerweile soweit gekommen. Was folgte war ein kleiner Einblick in den traurigen italienischen Kurvenalltag. Unglaublich welche Lappalien hier aufgegriffen werden, um den Menschen den Spaß am Fußball zu rauben. Bei strömendem Regen wurden die Karten vieler dermaßen durchnässt, dass der Kartenautomat den Strichcode nicht mehr lesen konnte. So auch bei einem von uns. Was folgte war Schikane vom aller Feinsten. Über eine halbe Stunde wurde diskutiert, gestikuliert, telefoniert, Zeit vergeudet, ehe er das Drehkreuz passieren durfte. Als Draufgabe gab’s noch eine Leibesvisitation als ob man um ein Vorsprechen bei Berlusconi höchstpersönlich ansuchen würde. !No al calcio moderno! So leid einem die Milanisiti, in Anbetracht der Repressalien, auch tun, aus dem Thema Ibrahimovic wurden wir nicht schlau. Ein Typ, wenn auch einer besten der Welt, der für Juve und Inter gespielt hatte, kann doch unmöglich gefeierter Publikumsliebling sein?!?! Das Merchandising ist auf ihn aufgebaut, Sprüche a la „IBRACADABRA“ waren zu lesen und beim Aufwärmen feierte ihn die GESAMTE Curva Sud. Abgesehen davon war’s einfach geil den Italienern mal wieder zuzuschauen und zuzuhören. Obwohl die Fossa eine Lücke hinterlassen hat, die nicht geschlossen wurde, und die goldenen Jahre vorbei scheinen, ist hier immer noch der Diavolo los. Zu unserer Überraschung wurden sogar Bengalen und Böller ang’rissn. Das ansonsten doch sehr spärlich besuchte San Siro, war an diesem Tag mit 75.000 fast voll. Dafür sorgten auch geschätzte 3.500 von der Insel, die den dritten Rang der Curva Nord füllten. Tottenhams Elf war in Halbzeit eins spielbestimmend, dieser Zustand änderte sich im zweiten Abschnitt. Nicht zuletzt auch durch die Einwechslung von Pato, der von 70.000 Verrückten mit einem „OLE OLE OLE OLE PATO, PATO.“ begrüßt wurde. Gänsehaut pur! Gegen den Spielverlauf entschieden die Spurs die Partie zu ihren Gunsten. Crouch war es, der nach Lennon-Vorarbeit netzte. Der imposante Abgang der Tottenham Lads wird uns wohl auch noch lange in Erinnerung bleiben. Ein fetter Mob marschiert drei Ränge auf einem der bekannten Ecktürme des Giuseppe Meazza, wie das Stadion seit ’79 genannt wird, herunter und singt in enormer Lautstärke „Oh when the Spurs go marching in...“. Da geht dir einer ab, trust me! Danach ging’s zurück zum Parkplatz, für den wir läppische 20 Euro brennen durften. Ein Italiener, der kurz nach uns den Parkwächter passierte, bezahlte mit einer Tafel Schokolade. Fußvolk Mafia, à la bonne heure. Am nächsten Morgen ging’s nach dem obligatorisch picksüßen Frühstück zum Einkaufen auf die Via Montenapoleone. Beim Abflug hatten wir vor allem eine riesige Portion Motivaton im Gepäck. Motivation unsere eigene Fanszene weiter voranzutreiben, und noch mehr dafür zu geben, dass Rapid endgültig eine große Nummer in Europa wird. Schon jetzt müssen wir keinen Vergleich in Europa scheuen, das führte uns auch dieser Trip wieder einmal vor Augen. Und darauf können wir alle, Rapidler, verdammt stolz sein. Daraus resultiert auch unser abschließender Wunsch, eines Tages zurückkommen zu wollen und die eigenen Farben hier in Milano hochhalten zu dürfen. Animalisch wär’s. Animalisch!

Montag, 21. Februar 2011

Original Pirate Material

Wie Siebenschläfer verbrachten wir den Winter. Schon den Trip nach Istanbul machte niemand von uns mit, genauso wenig wie die erste Auswärtsfahrt des Frühjahrs nach Neustadt. Ein kollektiver Totalausfall sozusagen, notgedrungen. Denn die Kreidln waren tapfer in der Weltgeschichte unterwegs. Stuttgart, Milano, Amsterdam, Schladming. Bis auf die zwei Testmatchbesuche waren wir siebzig Tage ohne Rapid. Schön als es am einundsiebzigsten Tag dann endlich wieder so weit war in gewohnte Schemata einzutauchen. Zu dritt fuhren wir von Wien aus weg, mit gehöriger Verspätung, dem üblichen Verdächtigen zu verdanken. Aber sei’s drum, immerhin war’s auch sein Auto. Und während die anderen zwei sich genüsslich das ein oder andere Bierchen genehmigten, blieb er halt trocken. Respekt auch an unsere Ein-Mann-Sektion in Suttgart, ganz alleine den langen Trip anzutreten! Trotz der dreiviertelstündigen Verspätung, waren wir überpünktlich am Stadion angelangt. Ein Zeitfenster war aber eingeplant, da - auch schon wie gewohnt - noch Eintrittskarten organisiert werden mussten. Mit etwas externer Unterstützung war dann aber binnen weniger Minuten alles gechecked.

Unterm Strich bringt der Punkt Rapid nicht wirklich weiter. Man muss aber auch festhalten, dass der gewaltige Rückstand zur Spitze sicher nicht in den wichtigen Partien gegen die Dosen oder in den Derbies aufgerissen wurde. Verwunderlich, dass bei der Rückfahrt der Sport kaum auf der Diskussionsliste stand. Eher fokussierte sich der Gesprächsstoff auf die UK-Band The Streets. Oi!

Mittwoch, 19. Januar 2011

Winterschlaf

Die Winterpause ist vorbei, der Fußball rollt wieder. Seit dem 3:3 gegen Innsbruck am letzten Herbstspieltag, tat sich nicht viel. Die erste Saisonhälfte verlief ernüchternd. Einerseits gab es tolle Momente, wie das 5:0 gegen die Linzer, der erneute Aufstieg gegen Aston Villa oder der Derbysieg am Verteilerkreis. Umgekehrt gab es aber auch große Durchhänger, sämtliche Spiele gegen den Aufsteiger aus Tirol beispielsweise, die Niederlage in Linz, nur drei Tage nachdem wir in Birmingham 3:2 gesiegt hatten oder auch die…ähem…*hüstel* Derbynie..la..e.

Weihnachten war dann - bis auf die Weihnachtsfeier(n) und den ganzen Casinobesuchen - besinnlich. Einen neuen Außendecker zauberte das Management aus dem Hut. Michael Schimpelsberger bestimmt eine Verstärkung - auch in langfristiger Sicht. Der Dober hat sich im ersten Spiel (Purkersdorf 8:0) gleich verletzt, umso besser für den Neuen. Das zweite Vorbereitungsspiel gegen Götzendorf wurde 6:0 gewonnen. Ein fades Spiel mit ein paar Toren. Die Götzendorfer spielten aber teilweise gutes Pressing, sodass unsere Defensive sogar auf diesem Niveau etwas wackelig aussah. Die restlichen Testspielgegner sind eher enttäuschend. Gegen Spartak Moskau und St. Gallen wird im türkischen Trainingslager getestet, sowie gegen Dacia Chisinau (Moldawien); im Feber gibt’s dann noch zwei Partien gegen St. Pölten und Teplice, auch beide daheim. Schade, eine presaisonale Auswärtsfahrt in den Osten, nach Tschechien, Ungarn oder die Slowakei wären schon sehr reizvoll gewesen. Vielleicht im Sommer dann…