Sonntag, 17. Oktober 2010

Die Schnöseln der Woche

Auch ohne Rapid waren’s zwei interessante Wochen. Schnösel Nummer Eins ist Heinz-Christian aus Wien, der als klarer Wahlgewinner hervortrat, soll’s einem nun gefallen oder auch nicht. Schnösel Nummer Zwo ist der Dietmar aus Tirol. Seine grandiosen Taktikspielereien bescheren dem Nationalteam einen sympathischen Erfolgslauf, der schon seit Jahren nicht mehr da war. Das Team erobert die Herzen im Sturm. Egal ob dem Didi seine Einfälle beim Radeln oder beim zärtlichen Liebesaustausch mit seiner Gretl kommen, halten tut sich daran eh nicht gern jemand. Weshalb Schnösel Nummer Drei aus dem Heimatbezirk der meisten Kreidln kommt: Marko Arnautovic. Entgegen der Vorgabe von Didi zog es den Floridsdorfer Astronauten im Spiel gegen die Aseris immer wieder auf den linken Flügel, wo er wie ein Irrer zauberte. Das 4:4 in Brüssel, wenige Tage später, geht hingegen ganz auf die Kappe von Schnösel Nummer Vier, Paul Scharner. Das in so einer Situation die Pferde mit dem Routinier durchgehen, darf nicht passieren. Ansonsten war die Leistung, bis auf die der Defensive (mal mit Ausnahme vom Macho-Man), top.

Gestern gab’s dann sogar zwei Schnösel auf einmal. Der erste, mit Namen Berhnard Brugger und Profession Schiedsrichter, zerpfiff den Schlager Rapid-Innsbruck nach allen Regeln der Kunst. So flog der Kavlak Veli schon nach neunundzwanzig Minuten nach Schwalbe vom Platz. Die Tiroler mit der Führung, Rapid mit dem Ausgleich. Rapid bemüht, aber nicht zwingend überlegend. Da war in die paar Bier im Hirschenschädl zuvor nicht gerade schlecht investiert. Um dann bei der Heimfahrt Bekanntschaft mit dieser Tage Schnösel Nummer sechs zu machen, einem langhaarigen Schlecki aus den Hügeln von Wien-Penzing. Nachdem wir an dem werten Herren vorbeigezogen waren, fühlte sich Prinz Schnösel etwas provoziert und versuchte tatsächlich unserem fahrenden Auto hinterher zu sprinten. Wir waren fair und gaben dem Langhaarigen noch eine Chance, wobei der nicht mehr ganz nüchtern Wirkende im zweiten Versuch gegen unser vorbeifahrendes Gefährt treten wollte, aber lächerlich ins Leere fuhr. Ein paar Meter weiter machten wir einen kurzen Halt um dem Sprinter erneut eine Chance zu geben. Und tatsächlich rannte der Entsinnte dem Auto noch einmal hinterher. Mit einem kranken Clockwork-Orange-Brüllen verschwand unsere Kiste dann in der Dunkelheit und so manche These wurde aufgestellt, dass der Typ seine Gretl, die die Prozedur am Straßenrand verfolgte, an jenem Abend wohl nicht mehr hat vernaschen dürfen.

Montag, 4. Oktober 2010

In die Nieren

So in etwa fühlt es sich die letzten Spiele an, unserer Rapid zu zusehen. Donnerstag, in der Europa League das erste Heimspiel, im Prater gegen Besiktas. Die Türken um Quaresma und Guti doch irgendwie leichter Favorit, Rapid hielt aber tapfer dagegen. Sonnleitner rechts außen sollte Quaresma abmontieren, eine Taktik, die anfangs gut funktionierte, bis zur Verletzung des Portugiesen. Dann hätte man wohl umstellen müssen, der flinke Holosko, nämlich eher ein Mittelstürmer, hatte in der Folge mit dem turnbefreiten Patocka im Zentrum leichtes Spiel. Dennoch ging Rapid in Führung, nach einem schönen Tor von Kavlak. Besiktas zuvor aber mit zwei Treffern ans Aluminium nach Punkten in Führung. Die Stimmung war nicht schlecht, kam aber nie wirklich an das Niveau der letzten Saison ran. Unser Fetzen hängte diesmal ganz rechts außen, auf dem ersten Blick ziemlich verlassen von den anderen. Was aber einen einfachen Grund hatte: Weil wegen der Choreo schlichtweg das Geländer mit Tixo zugepickt war. Nach der Führung antworteten die Türken rasch, natürlich war es der schnelle Holosko, der unserer Abwehr davonsprintete und Hedl den Ball aus den Händen schlug. Ob Foul oder nicht, ich werde mir die Szene nicht anschauen, der Ärger über ein womögliches Foul wäre zu groß. Besiktas machte nun weiter Druck, Rapid kassierte, einmal die linke, dann eine rechte. Schließlich sorgte eine Gerade voll in die Fresse für den nächsten harten Treffer, die Türken brachen durch unsere lasche Deckung einfach so durch. Rapid schien in den Seilen zu hängen, bäumte sich in den letzten Runden aber noch einmal auf. In den Schlussminuten sorgten wir wie schon im Heimspiel gegen Kapfenberg für eine intensive Schlussoffensive, jedoch ohne zählbaren Erfolg.

Sich über diese Niederlage, und den in weite Ferne gerückten Aufstieg, große Gedanken zumachen, dafür blieb nicht viel Zeit. Das Retourspiel gegen Kapfenberg stand schon ein paar Tage später auf dem Programm. Vier Kreidln setzten sich, teils mit, teils - wie eh schon gewohnt - ohne Karte in Bewegung. Mit einer dreiviertel Stunde Verspätung - wie eh schon gewohnt. Zuerst vergas der Fahrer wo er in der vorabendlichen Panier sein Auto geparkt hatte, um anschließend auch noch den PIN-Code seiner Bankomatkarte zu vergessen. Insofern war es nicht ganz verwunderlich, weshalb wir nicht ganz rechtzeitig kamen und so den Gong zur ersten Runde versäumten. Und auch der Grund warum unser Fetzen, trotz Anwesenheit nicht hängte. „Gruppo Kreidl – wir verpassen ois!“. Wirklich viel konnten wir in dem eher langweiligen Kampf nicht verpassen. Rapid war Runde um Runde tonangebend, ein wirklicher Treffer an Kinn oder Schläfe gelang aber nie. Kapfenberg nie in den Seilen und ab und zu mit Nadelstichen in der Offensive. Immerhin hatte jeder unserer drei Stürmer einen Sitzer am Fuß, die Deckung der ausdauernden Steirer aber hielt stand. Und im Konter hätte man beinahe doch noch den Gegentreffer kassiert, eine linke Gerade verfehlte Rapid aber gerade noch so, Katzer klärte allein gegen drei Angreifer. Man könnte zwar meinen Rapid hätte nach Punkten gewonnen, im Endeffekt war es aber ein seltenes Unentschieden, das erste der Saison.