Mittwoch, 20. April 2011

Wir haben wirklich den Längsten

Für die Partie in Graz waren alle von uns ziemlich motiviert. Unser Haufen blieb aber dann doch recht überschaubar. Obwohl von den sieben, acht Leuten, die regelmäßig fahren, eh fünf dabei waren. Vielleicht lag’s aber auch an der enormen Fußfreiheit die sich im Kreidlmobil plötzlich bot, reiste damit doch nur ein Quartett an. Zum Reden war also kaum jemand da. Also musste man sich mit anderen Dingen beschäftigen. Und weil die ersten Sonnenstrahlen doch etwas wärmten, feuchteten wir vorsichtshalber unsere Kehlen etwas an. Dass wir nicht als das „ultrà-ste“ Gruppo gelten, sollte bekannt sein. Die Lockerheit aber fängt doch etwas an zu frusten. Denn in Graz passierte es nicht das erste Mal, dass der Fetzen nicht hing. Was aber noch hinzu kommt, war die Tatsache, dass ein neuer Doppelhalter präsentiert werden sollte. Was aber auch nicht funktionierte.

Das Wochenende darauf, war dann Graz bei uns zu Gast. Und siehe da, die Kreidln, nicht Kreidls, haben doch etwas Disziplin. Immerhin schafften es drei von uns Plätze bis knapp vor Spielbeginn im Mittelblock zu reservieren. Grund hierfür war eben jener Doppelhalter, der uns von unserem, ja mittlerweile schon Stammplatzerl, zwischen Lions und Garde, in die Mitte zog. „Kämpfe Rapid, kämpfe!“ Leider blieb es beim Wunschgedanken, denn nach der Grazer Führung schien es als war unsere Elf komplett aus dem Takt.

Mit neuem Trainer und neuem Elan ging’s wochenends darauf nach Innsbruck. Unter der Woche tagte allerdings der Kriegsrat um bisserl eine Ordnung in unseren Laden zu bringen. Endergebnis war ein weiterer Doppelhalter, der in der Nacht von Freitag auf Samstag noch gemalt wurde. Knapp hundert fährt unser 9er-Bus, weswegen schon um acht Uhr morgens Abfahrt war, zehneinhalb Stunden vor Anpfiff, unserer notorischen Unpünktlichkeit wegen. Eine spontane Idee im Baumarkt sollte Stunden später für das Highlight sorgen. Eine breite und fette Fahrt war es, mit „Haribo“- und „I wa wo i wü“-Rhythmen; ganz gegen unserer Maxime „Immer zu spät“ kamen wir tatsächlich überpünktlich am Tivoli an, ein Novum! So gut wie das komplette Gruppo war vertreten und wegen der morgendlich Idee g'spannt wie a Gummiringerl. Der Sektor füllte sich schön langsam; bei uns wurde alles vorbereitet. Kurz vor Spielbeginn war’s dann so weit. Die etwa sieben Meter langen Stangen wurden in die Höhe gehievt und über dem Sektor prangte „Über alles Rapid!“. Wir haben wirklich den Längsten! Die Choreo am Spielanfang wurde dann nicht nur mit unserem Riesenteil ergänzt sondern auch noch mit dem anderen Material. Das Spiel nahm seinen gebührenden Lauf. Salihi hätte schon nach wenigen Minuten die Führung machen können, netzte aber wenig später per Elfer. Rapid war klar überlegen. Drazans Schuss bedeutete das 2:0 und ließ unser Mördergerät noch einmal stehen. Hofmanns drittes war Draufgabe. Eine gelungene Auswärtsfahrt wurde mit einem amüsanten Spaziergang zum Bus abgerundet. Irgendwann in der Nacht waren wir dann aber Gott sei Dank wieder in Wien. Einer zuckte dann komplett aus, weil ihm die Fahrerei am Orsch ging, der Rest schlief friedlich weiter - oder tschecherte noch bis fünf in der Früh.