Montag, 19. Oktober 2009

„Diesen Respekt möchte ich den Menschen auch zurückgeben“

Das Webportal der UEFA veröffentlichte rechzeitig zum 3.Spieltag der Europa-League-Gruppenphase ein kurzes Interview mit Rapid-Kapitän Steffen Hofmann. Der Deutsche spricht über seine persönliche Zukunft, den Höhenflug im Europacup, trotz der Abgänge von Stefan Maierhofer und Jimmy Hoffer und wer Rapid am Donnerstag in Tel-Aviv zum Favoriten erklärte.

uefa.com: Herr Hofmann, ihr Vertrag bei Rapid läuft bis Sommer 2010. Würde Sie ein Wechsel in die deutsche Bundesliga reizen?
Steffen Hofmann: Ich bin sehr zufrieden und glücklich bei Rapid. Fußball ist aber ein schnelllebiges Geschäft, da zählen Treueschwüre nichts. Ob ich den Sprung in eine andere Liga, - sei es Deutschland oder woanders – mache, wird sich im Laufe der nächsten Zeit weisen. Da bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Sie haben im Frühjahr 2006 in der zweiten deutschen Bundesliga bei TSV 1860 München gespielt, sind danach aber wieder zu Rapid zurückgekehrt. Warum hat es ihrer Ansicht nach in München nicht geklappt?
Es gibt mehrere Gründe, warum es damals nicht funktioniert hat. Die Erwartungshaltung war sehr hoch. Es hat im Verein immer wieder große Unruhe gegeben. Dadurch war erfolgreiches Arbeiten nicht möglich. Innerhalb der Mannschaft war der nötige Zusammenhalt nicht gegeben.

Welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?
Es war eine sehr wichtige Zeit für mich. Ich habe ein Halbjahr erlebt, wo es für mich nicht so gut gelaufen ist. Daraus konnte ich für mich persönlich sehr viel mitnehmen. Manche Dinge kann man nur aus Negativ-Phasen lernen.

Bei Rapid herrscht momentan eine große Euphorie. Knapp 7.000 Fans werden die Mannschaft auf die Auswärtsreise gegen den Hamburger SV begleiten. Überraschen Sie solche Ausmaße?
Nein, eigentlich nicht. Die Entwicklung hat vor fünf Jahren begonnen. Damals haben wir gut gespielt und die Leute sind ins Stadion gekommen. Dann kam das Jahr 2006, wo wir in ein tiefes Loch gefallen sind. Trotzdem sind die Menschen geblieben. Den letzten Ausschlag haben dann die Spiele gegen Aston Villa, HSV und Celtic gegeben. Dadurch ist eine Euphorie entstanden, die es so wahrscheinlich noch nie gegeben hat.

Gibt die Unterstützung durch die Fans der Mannschaft zusätzliche Sicherheit?
Die Fans sind unheimlich wichtig für die Mannschaft. Wir haben das Glück, dass unsere Fans auch da sind, wenn es nicht so gut läuft. Ich trage auf meiner Kapitänsschleife das Block-West-Logo. (Anm.: Fan-Sektor des Vereins) Ich denke, das ist einfach ein Zeichen des gegenseitigen Respekts zwischen Mannschaft und Fans.

Sie sind ein sehr bescheidener Mensch. Ist Ihnen der Starkult um ihre Person unangenehm?
Das ist mir weder unangenehm, noch genieße ich es. Es ist es schön, wenn man eine gewisse Anerkennung hat. Ich versuche ganz einfach, meinen Job so gut wie möglich zu machen.

Spricht man von Rapid, fällt automatisch der Name Steffen Hofmann. Sie selbst haben immer wieder gesagt, dass Sie sich mit dem Verein stark identifizieren.
Das ist über die Jahre hinaus gekommen. Ich habe gemerkt, dass ich einen hohen Stellenwert habe und respektiert werde. Diesen Respekt möchte ich den Menschen auch zurückgeben. Rapid ist ein sehr guter Verein. Es macht mir Spaß, hier zu spielen. Meine Familie spielt auch eine Rolle. Meine Frau kommt aus Wien und war schon immer Rapid-Fan.

Herr Hofmann, die starken Leistungen von Rapid werden auch international wahrgenommen. Erfüllt Sie das mit Stolz?
Der Ausdruck 'Stolz' ist zu hoch gegriffen. Natürlich bin ich zufrieden, wie es momentan läuft. Wir hatten starke Auftritte in der Europa League. Es freut mich, dass nun mehr Leute als normalerweise unsere Leistungen wahrnehmen.

Die österreichischen Vereine betreiben in der UEFA Europa League positive Image-Werbung für den heimischen Fußball.
Dieses Jahr ist das Beste, was Österreich passieren konnte. Rapid, Salzburg und Sturm Graz haben beachtliche Ergebnisse erreicht. Der österreichische Fußball ist mit Sicherheit nicht so schlecht, wie sein Ruf vermuten lässt. Ein Spiel vor schwacher Kulisse schaut automatisch schlechter aus. Hierzulande finden Spiele vor 6.000 Zuschauern statt. In Deutschland kommen sogar bei Zweitliga-Partien 20.000 ins Stadion. Da entsteht einfach ein anderer Eindruck.

Ihre Mannschaft strahlt auf dem Feld eine unglaubliche Selbstsicherheit aus. Ist das Selbstvertrauen der Schlüssel für die momentanen Erfolge?
Das Tor nach 16 Sekunden im Heimspiel gegen Aston Villa war der ausschlaggebende Moment. Da ist plötzlich ein Ruck durch die ganze Mannschaft gegangen. Danach sind wir auch ganz anders aufgetreten, sowohl in der Meisterschaft als auch in der Europa League.

Der entscheidende Unterschied im Vergleich zur letzten Saison ist also die Gewissheit, große Mannschaften schlagen zu können.
Diese Selbstsicherheit, die wir jetzt haben, hatten wir vor einem Jahr sicher nicht. Wir gehen mit einem Plan ins Spiel. Geht der nicht gleich auf, verliert keiner die Nerven. Wir hatten immer ein gewisses Selbstvertrauen. Nur haben wir uns auch oft schlechter gemacht, als wir eigentlich waren. Die Mannschaft hat Qualität. Natürlich werden wir in der Europa League nicht alle Spiele gewinnen. Wir können in Hamburg eine deftige Klatsche kassieren. Aber wir können in Hamburg auch gewinnen, wenn wir einen guten Tag erwischen.

Ist der nächste Gegner Hapoel Tel-Aviv in diesem Zusammenhang nicht eine undankbare Aufgabe? Immerhin spricht in der Öffentlichkeit jeder von einem Pflichtsieg.
Das ist ein typisch österreichisches Problem. Vor dem HSV-Spiel hat keiner an uns geglaubt. Jetzt haben wir aus zwei Spielen vier Punkte geholt und sollen plötzlich in Tel Aviv der große Favorit sein. So ist es natürlich nicht. Wir fahren dorthin, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Das Spiel wird mit Sicherheit sehr schwierig, wir werden Hapoel keinesfalls unterschätzen.

Die Mannschaft hat den Abgang von Stefan Maierhofer und Erwin Hoffer scheinbar ohne Qualitätsverlust wegstecken können.
Zuerst einmal ist es schade, dass beide Spieler weggegangen sind. Sie haben ihre Qualitäten und waren für uns sehr wichtig. Aber die Erfolge, die wir ohne die beiden gehabt haben, zeigen, dass wir die Abgänge gut verkraftet haben. Wir haben mit Nikica Jelavic einen Spieler, der unglaublich viel Potenzial hat. Dazu kommt Neuzugang Hamdi Salihi. Er ist ein anderer Stürmertyp als Maierhofer und Hoffer, ein eiskalter Vollstrecker vor dem Tor.

Trainer Peter Pacult wechselt in dieser Saison oft das Spielsystem. Fällt der Mannschaft die Umstellung schwierig?
Es geht fließend. Die Mannschaft hat damit überhaupt kein Problem. Der Großteil des Teams spielt schon sehr lange zusammen. Jeder weiß, was seine Aufgabe ist. Das ist das Entscheidende.


Das gesamte Interview gibt es >>HIER<< und >>HIER<< noch einmal zum ausführlichen Nachlesen.
©uefa.com 1998-2009

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