Dienstag, 20. Oktober 2009

Wer sind eigentlich diese Hapoel?

Diese Frage stellt sich dieser Tage so mancher Rapidler. Denn in der Europa-League Gruppe C ist von den drei Gegnern Hapoel Tel-Aviv die große Unbekannte. Dass der HSV und Celtic europäische Topmannschaften mit einer jahrzehntelangen internationalen Geschichte sind, kann keiner bestreiten. Folgedessen gingen Akteure, Fans und Medien mental ganz anders in diese Partien als in die übermorgige gegen die Israeli. Gegen die wird von den Medien nämlich ein Sieg erwartet. Weil man gegen die Deutschen und die Schotten so gut mithalten konnte. Da muss das donnerstags doch auch möglich sein!? Rapids Spieler aber dementieren sämtliche Favoritenansprüche. Zurecht. Hapoel ist nicht irgendwer.

In Israel einer der traditionsreichsten Klubs, wurde der Arbeiterverein 1927 gegründet. Sieben Jahre später holte Hapoel den ersten Meistertitel der Klubgeschichte. Elf weitere sollten folgen, wobei die Titel von 1935 und 1938 nach einer nicht zu Ende gespielten Meisterschaft fixiert wurden. Ebenso konnten sich die „Roten Dämonen“ zwölf Mal zum Cupsieger küren, zum ersten Mal bereits ein Jahr nach der Gründung 1928! Als einziges israelisches Team gelang den Roten aus Tel-Aviv diesen Titel dreimal in Folge zu holen!

International sorgte Hapoel 1967 für Furore als man noch an der asiatischen Kontinentalmeisterschaft teilnahm und dort im Finale den malaysischen Gegner Selangor FA mit 2:1 besiegte. Zwei Jahre später stand man erneut im Finale, musste sich allerdings den Iranern von Esteghlal geschlagen geben. Nachdem man 1962 mit dem Bloomfield Stadium eine neue Heimstätte bekam (wird mit dem Erzrivalen Maccabi Tel-Aviv genutzt; fasst 15.000 Zuschauer; 2000 saniert), konnte man 1966 und 1969 zwar noch die siebente und achte Meisterschaft gewinnen, danach ging es mit Hapoel aber steil bergab. Als amtierender Meister musste man 1970 als blamables Schlusslicht in die zweite Liga. Zwar gelang der sofortige Wiederaufstieg (nur auf Grund der besseren Tordifferenz), Hapoel sollte aber dennoch bis 1981 nicht mehr Meister werden. Meitertitel Nummer Zehn und Elf folgten in den Jahren 1986 und 1988 sowie der achte Cuperfolg 1983. Nachdem die 90er-Jahre erneut eine lange Durststrecke für den Verein darstellte und man zur Jahrtausendwende das letzte Mal die Meisterschaft gewinnen konnte, entwickelte sich Hapoel zu einem wahren Cupspezialisten. In der Zeit von 1999 bis 2007 holten die Arbeiter gleich viermal den Pokal.

International mittlerweile Mitglied in der UEFA qualifizierte sich Hapoel erstmalig für die Saison 1997/98 für den Europacup. Nachdem man in der Saison 2000/01 mit einem Gesamtscore von 1:5 gegen Sturm Graz die Champions League-Teilnahme verpasste, gelang in der Saison darauf mit dem Einzug ins UEFA-Cup-Viertelfinale nach Siegen über Chelsea London, Lokomotive Moskau und dem AC Parma, der bislang größte Erfolg. Das Viertelfinal-„Heimspiel“, für welches sich der AC Milan weigerte nach Israel zu reisen und in der Folge in Nikosia ausgetragen wurde (in selbigen Stadion, in dem Rapid diese Saison APOP Kinyras ausschaltete), ging trotzdem mit 1:0 an Hapoel. Das Rückspiel im Guiseppe Meazza gewannen die Rossoneri allerdings mit 2:0.

Für die heuer erstmals ausgetragene Europa-League konnte sich Hapoel durch die Vizemeisterschaft hinter Maccabi Haifa qualifizieren. Diese Saison starteten die Arbeiter eher holprig. Zum Auftakt gab es zwar ein akzeptables 0:0 bei Beitar Jerusalem, gegen Maccabi Petah-Tikva und zuletzt gegen MS Ashdod wurden jedoch zwei weitere Heimspiele nur remisiert. Bei Maccabi Netanya und Aufsteiger Hapoel Beer-Sheva gab es zwar zwei Auswärtssiege, nach sechs Runden mit neun Punkten Rückstand auf Maccabi Haifa scheint die dreizehnte Meisterschaft aber in weiter Ferne. International schlägt sich Hapoel mehr als beachtlich. In den Qualifikationsrunden setzte es in den Hinspielen beide Male Auswärtssiege in Göteborg (3:1) und Teplice (2:1), sodass in den Rückspielen jeweils ein 1:1-Remis reichte. Zum Gruppenauftakte konnten die Israeli das Team von Celtic Glasgow mit 2:1 zurück auf die Insel schicken! Im ersten Auswärtsspiel setzte es in Hamburg allerdings eine herbe 2:4-Klatsche!

Die bekanntesten Gesichter des 12-fachen israelischen Meisters sind der nigerianische Nationaltorwart Vincent Enyeama (43 Länderspiele), sowie der Israeli Michael Zandberg (20 Länderspiele/4Tore), der Mannschaftskapitän Walid Badir (74/12), Verteidiger Dedi Ben Dayan (21/1), der Georgier Zurab Menteshashvili (38/1) und der ehemalige 1860 München-Stürmer Nemanja Vucicevic.

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