Samstag, 24. Oktober 2009

Mazeltow!

Hapoel Tel-Aviv – SK Rapid Wien 5:1 (1:1)
Bloomfield Stadium, 10.000 Zuschauer (650 Rapid), SR Jakobsson
Tore
: 1:0 Dober (ET/30.), 1:1 Hofmann (31.), 2:1 Menteshashvili (54.), 3:1 Vucicevic (58.), 4:1 Vermouth (69.), 5:1 Lala (90.);
Hapoel: Enyeama, Bondarv, Da Silva, Jadin, Ben Dajan, Vermouth, Natcho, Menteshashvili, Vucicevic (82. Sahawi), Yeboah (77. Lala), Shechter (87. Mare)
Rapid: Payer; Dober (66. Salihi), Soma, Patocka, Katzer Trimmel (73. Kulovits), Pehlivan, Hofmann, Boskovic (70. Jovanovic), Kavlak, Jelavic
Gelb: Yeboah, Vermouth, Menteshashvili


Meterhohe Wellen, großartiges Wetter und braungebrannte Mädchen. Das alles erwartete uns im wunderbar warmen Tel-Aviv. Nach kurzem Spaziergang durch das Hafenviertel ließen wir uns am Grand Beach nieder wo wir Meer, Sonne und die ersten Biere genossen. Nach dreistündiger Erholung vom zeitigen Aufstehen erkundeten wir ein wenig die Gegend um den Hafen. Der Hunger trieb uns aber schnell in den erst besten Junk-Food-Laden, den wir bereits von zuhause kannten. Ein Menü und neun Euro ärmer, trieb uns der Entdeckersinn weiter ins Stadtinnere. Zwei Kreuzungen später machte sich aber Durst bemerkbar. Ein einladend wirkendes Pub hatte leider geschlossen, sodass wir im Schanigarten eines cineastischen Cafés rasteten, wo im Inneren kühler Jazz, oder so etwas ähnliches, gespielt wurde, das Klientel sich hauptsächlich aus Studenten zusammensetzte. Die Uhr rannte gen halb sieben. Auf dem Weg zum Treffpunkt, machte sich eine Gruppe von Zehnjährigen in blau-gelben Trainingsklamotten, Jugendspieler von Maccabi Tel-Aviv, mit „Rapid Wiena“-Rufen sympathisch.

Sechs Busse rollten gegen neunzehn Uhr Richtung Bloomfield-Stadium. Eine gut gemeinte, aber völlig sinnlose Polizei-Eskorte begleitete uns zur Spielstätte. Der einfache Weg, eine Straße entlang, parallel zur Küste und irgendwann rechts nach Jaffa, der Altstadt Tel-Avivs. Dann noch wenige Minuten wieder nur geradeaus und schon war man da. Während das Küstengebiet durch auffallend hohe und edle Hotelgebäude auffiel, glich Jaffa einem Armenviertel. Keine modernen Gebäude, die Wohnhäuser heruntergekommen, die Straßen aufgerissen und verdreckt. Das Stadion detto. Auf der Rückseite der Tribünen meterlange Risse und Lücken im Beton. Das Sicherheitspersonal war sichtlich überfordert mit der Menge an Auswärtssupportern, die Sicherheitskontrollen unkoordiniert. Durch zwei enge Durchgänge betraten wir das schlichte Stadion, welches 15.000 Zuschauern Platz bietet, an jenem Abend aber nur zu gut zwei Drittel gefüllt war. Auch im Inneren wirkte das 1962 erbaute und im Jahr 2000 renovierte Bloomfield baufällig.

Die Stimmung im Block stieg jede Minute mehr. Auch die Fans von Hapoel machten sich lautstark bemerkbar, sodass es ein schönes Wechselspiel zwischen den Kurven ergab. Helle, südländische Rhythmen in der einen Kurve, grobe, kämpferisch Chants aus unserer. Beide Fanblöcke wollten ihre Mannschaft zum Sieg supporten, wir aber mit Überwasser. Jelavic an die Stange! Das Pech von Graz, es klebt uns weiter an den Fersen. Nach einer halben Stunde ein Angriff der Israeli über rechts, Stanglpass, Dober wird von Shechter zum Eigentor genötigt. Die rote Kurve wird erstmals seit Anpfiff auch in unserem Block akustisch wahrgenommen. Hapoel noch am Feiern, unterbricht ein Hofmann-Freistoß die israelische Masel. Freund und Feind fliegen am Ball vorbei, nur eine Minute später der Ausgleich. Unser Sektor am Auszucken! Das verwahrloste Bloomfield bricht auseinander, ein Radiowecker großes Betonteil bricht vor meinen Füßen aus der Stiege heraus. Gemma Burschen! Rapid nun mit Vollgas! Wieder kommt eine Flanke von rechts, Jelavic steigt in die Lüfte, sein Kopfball segelt ins rechte Eck, Enyeama schaut nur zu. Der Ball aber geht wieder ans Aluminium! Zum zweiten Mal!

Nach Wiederanpfiff erinnert mich die Drangperiode von Hapoel stark an die der Hamburger am ersten Spieltag. Diesmal bleiben wir aber nicht ohne Gegentor. Erst ein Schuss aus dreißig Metern, danach zwei Angriffe über unsere rechte Seite, bringen die Israeli schließlich in Minute 69 mit 1:4 in Führung. Erst beim 1:5 in der Schlussminute wird der Support eingestellt. Wer nun bei welchem Tor „schuldig“ war, sei dahingestellt. Mit vier Toren Differenz verlieren, da hat die komplette Mannschaft auf ganzer Linie versagt.

Nach dem Spiel sollte unsere bis dato glimpflich verlaufene Reise aber zum Kuriosum werden. Unsere „Eskorte“ hielt nicht nur bei jeder roten Ampel (was eine Eskorte ja bereits ad absurdum führt), nein, wir machten auch noch mitten auf der Autobahn halt. Einigen Busfahrern wurde es schließlich zu bunt und überholten einfach. Am Flughafen wurden wir informiert, dass wir uns beeilen sollen, da israelische Sicherheitschecks etwas länger dauern als, ja eigentlich länger als überall! Und das die Flieger aber bis 1:30 Uhr in der Luft sein müssen. Das Spiel gegen die Zeit wurde eines gegen die israelischen Sicherheitskräfte. Fehlinformationen um längere Wartezeiten und längere „Wanderwege“ im Flughafengebäude in Kauf zu nehmen, wurden mit ziemlicher Sicherheit bewusst an uns weitergegeben. Wenn wirklich unbewusst, glänzt das örtliche Personal mit grenzenloser Präpotenz und Arroganz. Willkürliche Gepäcksdurchsuchungen, angeblich beschädigte Röntgenmaschinen (mit Gepäck drinnen), falschen Wegangaben, Drogentests, höchst intime Fragen, freche Kellner und und und. Die bei Einreise erwarteten Schikanen machten sich bei der Ausreise bemerkbar. Logischerweise konnte die Abflugszeit um 1:30 nicht eingehalten werden. Nachdem sich beim Boarding-Schalter nach einer Stunde warten endlich eine Bedienstete bemüßigt fühlte uns zu bedienen und weiterer zwei Stunden Wartzeit im Flugzeug, hob unsere Maschine schließlich um halb fünf Uhr morgens, mit dreistündiger Verspätung, aus dem Land wo Milch und Honig fließt, ab. Und wird mich so bald nicht wieder sehen...

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